Katholische Hilfsorganisationen
sprechen sich gegen eine Militarisierung des Mittelmeeres aus: Das westliche Militärbündnis
NATO will die EU-Grenzen auf dem Meer zwischen Europa und Nordafrika künftig militärisch
kontrollieren und damit die Flüchtlingswelle zum Abebben bringen. Dies sei jedoch
der falsche Weg, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Chef des Hilfswerkes „Habeshia“,
der aus Eritrea stammende katholische Priester Mussie Zerai. Er selber hilft Flüchtlingen,
die über Nordafrika und das Mittelmeer nach Europa gelangt sind. Diese seien meist
Opfer von kriminellen Banden, die die Überfahrt über das Mittelmeer organisieren.
„Um
das Flüchtlingsproblem zu lösen braucht es drei Elemente. Auf jeden Fall ist jegliche
militärische Intervention falsch. Die erste Lösungsebene ist die Hilfe vor Ort: es
geht also darum, dass die Konflikte in Nordafrika und im Nahen Osten gelöst werden.
Ohne Frieden in jenen Regionen kann man nicht davon ausgehen, dass Menschen flüchten.
Derzeit ist vor allem die Lage in Libyen ein großes Problem. Solange es keinen Frieden
in den jeweiligen afrikanischen Staaten gibt, braucht es zumindest in den Nachbarstaaten,
wo eine einigermaßen friedliche Situation herrscht, Aufnahmezentren, die sich um die
Flüchtlinge kümmern. Das können aber diese afrikanische Staaten alleine nicht schaffen.“
Eine
internationale Kooperation müsse dafür sorgen, dass die Flüchtlinge in Afrika selber
geschützt und „ihre Würde gewahrt“ würden, so der Priester und Flüchtlingshelfer.
Das zweite Element sei diese konkrete Hilfe.
„Es geht darum, dass die Flüchtlinge
in Afrika eine Alternative haben bzw. eine Zukunftsperspektive gewährleistet wird.
Ich denke beispielsweise an Studiengelder für junge Migranten, die diese Menschen
dazu führt, in Afrika zu bleiben und in unmittelbarer Nähe zu ihrer Heimat. Das wäre
auch ein Schutz vor einer gefährlichen langen Überfahrt über den Mittelmeer.“
Beim
dritten Punkt geht es vor allem um jene Flüchtlinge, die in ihrer Heimat verschleppt
werden oder aus politischen Gründen ihr Land verlassen müssen. Diese Migranten werden
von den Sicherheitskräften ihrer Heimat meist auch in benachbarten Ländern aufgesucht.
„Für
alle jene, die internationalen Schutz brauchen, soll die internationale Staatengemeinschaft
Programme erarbeiten, damit diese Menschen nicht nur im Ausland aufgenommen, sondern
auch integriert werden können. Hier bedarf es der Zusammenarbeit des UNO-Flüchtlingswerkes
und der EU. Wenn wir diese genannten drei Elemente nicht berücksichtigen, dann wird
es unmöglich sein, dem Flüchtlingsproblem auf dem Mittelmeer Herr zu werden.“
Die
kriminellen Organisationen, die die Überfahrt über das Mittelmeer durchführen, reagieren
sehr flexibel auf die europäische Politik, so Mussie Zerai. Deshalb sei es wichtig,
diesen Kriminellen jeden Spielraum zu nehmen.