Schottland: Erzbischof über die mögliche Abspaltung Schottlands
Der Countdown läuft:
Noch zehn Tage, dann könnte nach 307 gemeinsamen Jahre Schottland für die Unabhängigkeit
von Großbritannien abstimmen. Es ist bereits die vierte Abstimmung, aber diesmal stehen
die Zeichen laut der letzten Umfragen auf Abspaltung. Der Erzbischof von Saint Andrews
und Edinburgh Leo Williams Cushley erklärt Radio Vatikan, dass die Katholiken an beiden
Seiten des Zaunes stehen und auch wenn die allgegenwärtige Debatte in gemäßigten Tönen
verläuft, so sei man sich den Konsequenzen dieser Abstimmung noch nicht bewusst.
„Ich
denke die Menschen lieben Schottland, die Menschen lieben das Vereinigte Königreich
von England im Ganzen. Lange Zeit ist die Abstimmung heruntergespielt worden, aber
jetzt wo sie näher kommt, fängt jeder an, das Thema wirklich ernst zu nehmen. Es beschäftigt
alle.“
Die Sunday Times meldete diesen Samstag, dass 51 Prozent der vier
Millionen wahlberechtigten Schotten eine Unabhängigkeit bejahen und 49 Prozent dagegen
stimmen würden. Ein Vielleicht gibt es nicht – entweder Yes oder No, das verlangt
die Abstimmung am 18. September 2014 von den Schotten. Erzbischof Cushley erwähnt
auch, dass in dem Referendum die religiöse Freiheit mit keinem Wort erwähnt werde
und dass diese in der zivilen Debatte nicht vergessen werden sollen. Der britische
Premier David Cameron und auch Königin Queen Elisabeth sollen sich „entsetzt“ über
diese unvorhergesehene Meinungsmehrheit gezeigt haben. Denn jetzt wird erst darüber
nachgedacht, was wären eigentlich die Folgen?
„Oft sind die Hauptthemen
die finanziellen Konsequenzen, etwa die Steuern und was dann mit dem Pfund geschieht:
Wird es eine signifikante Veränderung für die Menschen sein, wenn es keinen Pfund
mehr in Schottland gäbe? Ich denke es steht viel mehr auf dem Spiel als nur Steuern
und wie viel reicher oder ärmer die Schotten wären, wenn sie in einer oder in keiner
Union mit dem Rest des Vereinigten Königreichs wären.“
Das Thema der Währung
ist das Hauptargument der Debatte, auch weil es keinen Plan für den Fall der Unabhängigkeit
gibt, und das zeigt vor allem die Thematik der Währung. Manche sagen bereits jetzt
ein Chaos vorher und um das zu vermeiden, hat die Regierung noch schnell vor der Abstimmung
einen Aktionsplan präsentiert. Er soll den Schotten, falls sie sich für einen Verbleib
bei Großbritannien entscheiden, mehr Souveränität bei Steuern, Ausgaben und sozialen
Themen einräumen. Ob das mehr Schotten ins „Nein“-Feld ziehen lässt, ist noch zu sehen,
aber ruhiger wird es um diese Debatte jetzt erst recht nicht.
„Überall wo
ich hin gehe ist das Thema da. Jeder spricht darüber. Ich verstehe auch, dass vielen
jetzt bewusst wird, dass London zumindest mental und psychologisch fern ist, und die
Schotten hatten oft kein politisches Bewusstsein und keine politische Verantwortung
für die Situation genommen. Die neuen, jüngeren Generationen reflektieren mehr darüber.
Was diese Debatte noch auszeichnet ist, dass sie sehr zivilisiert verläuft. Das ist
ein bemerkenswertes Zeugnis für die demokratischen Standards hier in Schottland.“