2014-09-05 13:13:32

Albanien: „Enthusiasmus und große Freude“ vor Papstbesuch




RealAudioMP3 Dreiundzwanzig Jahre lang hat das kommunistische Regime jegliche Religionsausübung im 1967 zum „ersten atheistischen Staat“ ausgerufenen Albanien unterdrückt und sämtliche kirchliche Strukturen beinahe völlig zerstört: Wenn nun am 21. September Papst Franziskus das Land besucht, so sei dies vor allem eine „Würdigung der albanischen Gläubigen, die trotz Verfolgung in dieser Zeit treu zur Kirche standen“. Das betonte im Gespräch mit „Kathpress“ der gastgebende Erzbischof von Tirana, Rrok Kola Mirdita. Unter den Katholiken des Landes herrsche angesichts des Besuchs „große Freude und Enthusiasmus“, so der Erzbischof. Zugleich werde durch die Visite ein Land, „dessen Image nicht immer das beste war“ als Ganzes gewürdigt.

Anders als etwa in China habe die katholische Kirche in Albanien den kommunistischen Versuchen widerstanden, eine eigene, von der Weltkirche abgespaltene albanische Volkskirche zu etablieren. Der Papstbesuch streiche aber auch Albaniens Modellcharakter für den interreligiösen Dialog heraus und ermutige die Mitglieder der verschiedenen Glaubensgemeinschaften, „den Weg der Harmonie und Toleranz weiter miteinander zu gehen und die gemeinsamen Werte zu bewahren“, so Mirdita weiter, den Johannes Paul II. 1993 bei seinem Albanien-Besuch zum Erzbischof von Tirana geweiht hatte.

Für den Franziskanerpater und Erzbischof der Diözese Shkodra-Pult, Angelo Massafra, ist der Papstbesuch eine Chance, den „etwas zurückgegangenen Enthusiasmus der Wende“ wieder neu zu entfachen. Er wünsche sich eine Entwicklung weg von einer klerikalen Kirche hin zu einer Volkskirche und hoffe, „dass der Papst die Gläubigen auffordern wird, sich in den Gemeinden mehr einzubringen und Verantwortung zu übernehmen“. Denn immer noch seien die Gläubigen daran gewöhnt, „dass die Priester die alleinige Verantwortung übernehmen“.

Massafra erhoffe sich vom Papstbesuch außerdem einen Impuls für eine noch europafreundlichere Haltung. Auch die soziale Frage sei in einem armen Land wie Albanien ein großes Thema. Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung seien vermögend, der Großteil der Albaner lebe aber in bitterer Armut. Problematisch sei vor allem die Lage vieler alter Menschen, die höchstens 100 Euro Pension pro Monat bekommen, zeigte sich Massafra besorgt.

Die Ankündigung des Besuches sei in der gesamten Bevölkerung und auch von der Regierung mit „großer Freude und Zustimmung“ aufgenommen worden, betonte auch der vatikanische Nuntius in Albanien, Erzbischof Ramiro Moliner Ingles gegenüber „Kathpress“. Der Besuch stärke das Selbstbewusst des sonst eher im europäischen Hintergrund stehenden Landes. Er erhoffe sich auch Impulse für die Mission, denn auch 14 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes sei das Land vor allem im Süden, so wie der Papst schon gesagt habe, „Missionsland“.

Programm des eintägigen Besuches
Franziskus wird am 21. September in der Hauptstadt Tirana mit Ministerpräsident Edi Rama und Staatspräsident Bujar Nishani zusammentreffen. Außerdem sind Begegnungen mit Vertretern anderer Religionen und christlicher Konfessionen sowie mit Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen vorgesehen. Höhepunkt soll ein Gottesdienst unter freiem Himmel in der Innenstadt von Tirana sein.

Mit seinem Kurzbesuch stelle der Papst das Land vor gewisse logistische und organisatorische Herausforderungen, räumte Erzbischof Massafra ein. Zwei Kommissionen sind dafür zuständig, in die auch die Regierung eingebunden ist. Finanziert wird der Besuch teils von der Katholischen Kirche selbst, von der Regierung und zu einem großen Teil durch Spenden.

Die Zahl der Katholiken in Albanien beläuft sich auf 450.000. Das entspricht rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Organisiert ist die katholische Kirche des Landes in fünf Diözesen und einer apostolischen Administratur. Um die Seelsorge kümmern sich 200 Priester, von denen nur 34 aus Albanien selbst stammen. Die Kirche war nach dem kommunistischen Regime von 1967 bis 1990 beinahe ausgelöscht. Papst Johannes Paul II. reiste 1993 nach Albanien, weihte dort die ersten vier Bischöfe und errichtet somit eine neue Basisstruktur der Kirche. Das einzige Priesterseminar der Kirche befindet sich in Shkodra. Dort werden auch Seminaristen aus dem Kosovo und Montenegro ausgebildet.


Foto zum Beitrag: Gebet am Grab der Albanerin Agnes Gonxha Bojaxhiu, auch bekannt als "Mutter Teresa".



(kap 02.09.2014 gs)








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