Kardinal Koch: „Islamvertreter müssen sich entschieden und öffentlich distanzieren“
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat in ihren ideologischen Grundlagen nichts
mit der islamischen Religion zu tun. Das hat der Präsident des Päpstlichen Rates zur
Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, im Schweizer Fernsehen (SRF)
unterstrichen. Der Kardinal nahm am Dienstag an der TV-Diskussionssendung „Club“ teil;
er wurde aus Rom zugeschaltet. Koch nannte den IS eine grausame Pervertierung von
Religion. Eine Gefährdung des interreligiösen Dialogs durch den IS-Terror sieht Koch
nicht: „Der Terror in Syrien und Irak kann den interreligiösen Dialog nicht in Frage
stellen, sondern fordert ihn erst recht heraus“, so der Kurienkardinal. Zugleich seien
jedoch Vertreter des Islam aufgefordert, sich „entschieden und öffentlich“ vom IS-Terror
zu distanzieren.
Global betrachtet seien heute 80 Prozent aller aus Glaubensgründen
verfolgten Menschen Christen, erinnerte Koch. Es gebe daher heute „mehr Christenverfolgung
als in den ersten grausamen Jahrhunderten“. Der Irak sei insofern jedoch eine Ausnahme,
als dort nicht nur Christen, sondern auch andere religiöse Minderheiten und selbst
Muslime bedroht und verfolgt würden.
Trotz der globalen Verfolgungssituation
halte er aber an der Idee einer friedlichen Koexistenz der Religionen fest. Dieser
Tag werde kommen, so Koch, „je mehr die Menschenrechte und vor allem das grundsätzliche
Menschenrecht auf Religionsfreiheit beachtet werden und Menschen verschiedener Religionen
lernen, miteinander zusammen zu leben“. Dazu jedoch dürfe Religion „nicht weiterhin
privatisiert“ werden, sondern sie müsse ein „öffentliches Thema“ bleiben.