D/Irak: Erzbischof Schick, „Waffenlieferungen ja, aber "
Deutschland liefert
ab diesem Donnerstag Rüstungsgüter in den Irak. Panzerabwehrraketen, andere Waffenarten
und Ausrüstung sind Teil der Lieferungen, die an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer
gehen sollen. Diese verteidigen Hunderttausende Menschen, die vor den bestialischen
Taten des „Islamischen Staates“ ins nordirakische Kurdengebiet flüchten konnten. „Der
ungerechte Aggressor muss gestoppt werden“ – das hatte auch Papst Franziskus erklärt.
Dennoch sieht die katholische Kirche Waffenlieferungen grundsätzlich kritisch. Erzbischof
Ludwig Schick von Bamberg ist in der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen der Weltkirche
zuständig. Er sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Wir als Kirche sind
grundsätzlich gegen Krieg und deshalb sind wir auch grundsätzlich gegen Aufrüstung.
Aber wir müssen auch dafür sein, dass Menschen geschützt werden, wenn sie bedroht
sind. Das ist im Irak der Fall. Wenn diese Menschen nicht anders geschützt werden
können als mit Waffengewalt, dann muss man dazu, auch wenn man es nicht will, leider
Gottes Ja sagen.“
Die katholische Kirche knüpfe ihr Ja zu Waffenlieferungen
aber an bestimmte Bedingungen, sagte Erzbischof Schick:
„Es dürfen nur
Waffen sein, die die Waffen des „Islamischen Staates“ zerstören und die die Menschen
beschützen. Es darf keine Aufrüstung geben durch die Waffenlieferung, sondern eigentlich
muss es dahin gehen, dass Waffen zerstört werden, dass es weniger Waffen im Irak werden,
zumindest auf Zukunft hin.“
Eine besondere Form von Solidarität mit den
Bedrängten im Irak hatte Papst Franziskus ins Spiel gebracht. Er wäre dazu bereit,
persönlich in den Nordirak zu reisen, um mit den Menschen zu beten, erklärte Franziskus
auf dem Rückflug von Korea. Ob das Vorhaben realistisch ist oder nicht – die Worte
des Papstes allein sind ein wichtiges Zeichen, sagt Erzbischof Schick.
„Das
ist ein sehr starkes Wort, ein sehr bewegendes Wort, und es hat auch viele Menschen
bewegt. Vor allem die Christen im Irak und die Jesiden und viele andere, die dort
sehr bedrückt sind. Ob der Papst dorthin gehen kann, ist noch einmal etwas anderes.
Da muss wegen der Sicherheit noch gesprochen werden. Aber dass er das gesagt hat,
ist eine große Bestärkung für die, die dort leiden, und auch ein Warnsignal an jene,
die die Bedrängen dort noch mehr bedrängen. Ich fand diese Aussage sehr gut. Sie muss
nicht realisiert werden, aber indem sie gesagt ist, hat sie sicher Wirkung.“
Amnesty
International stuft die Vorgänge im Irak als „systematischen Völkermord“ ein. Schätzungen
der Vereinten Nationen zufolge wurden allein im August 600.000 Menschen im Irak vertrieben.
Mehrmals hat Papst Franziskus öffentlich dazu aufgerufen, Solidarität mit den Opfern
des „Islamischen Staates“ zu zeigen, auch über den Weg der Aufnahme im eigenen Land.
Deutschland tut da noch nicht genug, meint Erzbischof Schick.
„In Deutschland,
überhaupt in Europa gibt es auch eine Angst, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, weil man
sich in seiner eigenen Existenz bedroht fühlt. Das ist eigentlich eine irrationale
Angst. Wenn wir Menschen aufnehmen, müssen wir das erst einmal aus humanitären Gründen
tun. Wir wissen aber auch, dass viele Christen und auch andere, die aus dem Irak oder
Syrien zu uns gekommen sind, inzwischen auch gute Arbeitskräfte sind und zum Gemeinwohl
beitragen. Ich glaube, hier braucht es Sensibilisierung und ein Stück Rationalisierung,
damit man aus diesen unreflektierten Ängsten herauskommt und Ja sagt zu den Menschen,
die zu uns kommen. Aber da muss viel mehr gemacht werden. Allein mit schockierenden
Bildern geht das jedenfalls nicht.“