Vatikan/UNO: Terroristen von Geld- und Waffenfluss abschneiden
Die Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) muss nach Auffassung des Heiligen Stuhles von Geld- und Waffenflüssen
abgeschnitten werden. Der Organisation sei der Zugang zum Erdöl-Markt und die politische
Unterstützung zu entziehen, und niemand solle das billige Öl des „Islamischen Staates“
kaufen. Das forderte der ständige Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten
Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi. Er äußerte sich bei einer Sondersitzung
des Menschenrechtsrates und sagte im Anschluss zu Radio Vatikan:
„Leute,
die diesen Fanatikern, diesen Terroristen Waffen verschaffen, oder Mäzene, sie kommen
aus verschiedenen Ländern der Welt, haben eine direkte Verantwortung für die begangenen
Gewalttaten. Dasselbe gilt für jene, die das billige Öl kaufen, das der „Islamische
Staat“ anbietet und diesem Phantomstaat pro Tag drei Millionen Dollar Einnahmen verschafft.
Davon werden mehr Waffen angeschafft, und das Ergebnis ist noch mehr Gewalt.“
Zugleich
erinnerte der Vatikan-Vertreter die Internationale Gemeinschaft an ihre Verantwortung,
die Verfolgten zu schützen. Den Begriff der „Schutzverantwortung“ habe die UNO selbst
in den vergangenen Jahren entwickelt, und er habe auch Eingang gefunden in die Soziallehre
der katholischen Kirche. Die Kernaussage des Begriffs „Schutzverantwortung“ erklärt
Tomasi folgendermaßen:
„Das bedeutet, wenn ein Staat nicht dazu in der
Lage ist, seine eigenen Bürger zu schützen, und die unmittelbare Gefahr eines Völkermordes
oder Ähnliches besteht, dann hat die internationale Gemeinschaft die Verantwortung
einzugreifen. Aber es darf kein Eingriff sein, der mehr Schaden anrichtet als das
Übel, das ihn auslöste. Er ist dazu da, den ungerechten Aggressor zu entwaffnen, sodass
dieser nicht mehr dazu in der Lage ist, Schaden anzurichten.“
Der Vatikandiplomat
warnte vor den Folgen eines weiteren „globalen Schweigens“. Eine zögerliche Antwort
auf die Gewalt im Irak werde eine weitere Eskalation zur Folge haben. „Was heute im
Irak passiert, ist schon in der Vergangenheit passiert und kann morgen an anderen
Orten passieren“, sagte Tomasi vor dem Menschenrechtsrat. In der internationalen Gemeinschaft
wächst aber seiner Wahrnehmung nach das Bewusstsein, dass im Nordirak „etwas getan
werden muss“, berichtete Tomasi im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Aber Schutz
muss praktisch sein, wenn er wirksam sein will. In meiner Rede habe ich mehrere konkrete
Schritte vorgeschlagen. Beginnen müssen wir mit Überzeugungsarbeit: Wir müssen alle
Staaten davon überzeugen, dass das, was in Nordirak und Syrien geschieht, brutal,
barbarisch und unzivilisiert ist. Und deshalb müssen nicht nur den Westen oder Christen,
Sunniten oder Schiiten diese Vorgänge verurteilen, sondern jeder.“
Die
konkreten Empfehlungen des Heiligen Stuhles für die Staatengemeinschaft mit Blick
auf den „Islamischen Staat“ gehen aber noch weiter. Tomasi:
„Ich habe empfohlen,
dass nicht nur humanitäre Hilfe erfolgt, sondern dass auch das Recht der Menschen
geschützt wird, nach Hause zurück zu kehren und ihr Eigentum wieder in Besitz zu nehmen.
Sie sollen mit der Hilfe der internationalen Gemeinschaft wieder aufbauen können,
was zerstört wurde, etwa auch ihre Kirchen und Gebetsstätten, sodass diese Menschen
wieder dort leben können, wo sie fast 2000 Jahre lang gelebt haben. Sie haben ein
unleugbares Recht darauf, dort zu leben.“