Die „Arme Kirche für
die Armen“, die Volksfrömmigkeit und die Verehrung Mariens: Vieles von dem, was Papst
Franziskus in seiner Ausübung des Papstamtes betont, erhält seine Färbung aus Lateinamerika,
aus Argentinien. Es lässt sich nicht reduzieren darauf, aber man versteht besser,
woher der Papst kommt, wenn man etwas Einblick hat.
Pater Carlos „Charly“ Olivero
gehört zu den so genannten „Curas Villeros“ den Straßenpriestern in Buenos Aires.
Er lebt im Armenviertel Barracas. Gegenüber Radio Vatikan berichtet er, dass das Leben
unter und mit den Armen ein Segen Gottes sei. Die Kirche sei keine Hilfsorganisation,
keine Nichtregierungsorganisation, greift er einen auch bei Papst Franziskus immer
wieder kehrenden Gedanken auf.
„Nein, wir dürfen keine NGO sein, wir sind
etwas ganz anderes. Wir sind Teil der Gemeinschaft, die Menschen in unserem Viertel
sind unsere Familie, wir feiern mit ihnen, machen uns Sorgen mit ihnen. Eine Hilfsorganisation
schaut von außen, sie kommt von außen um zu helfen. In gewisser Weise kommen sie von
oben nach unten, sie und die Menschen, denen sie helfen, sind nicht gleich. Wir dagegen
sind gleich, eben wie in einer Familie.“
Armut gebe es auch deswegen, weil
die Hilfen des Staates und der Gesellschaft nicht ausreichten, es gebe in seinem Viertel
kaum Präsenz des Staates, kaum Schulen, keine Gerichte. Die Armen blieben arm, weil
es all diese nötigen Möglichkeiten für die Selbsthilfe nicht gebe. Das führe dann
auch in die Plagen, die besonders die armen Menschen heimsuchten, wie etwa die Drogen.
„Barracas
wie auch andere Viertel sind Einwandererviertel. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen,
dann suchen sie ihre Identität über die Tradition. Sie leben die Traditionen, die
ihnen eine Identität geben. Menschen aus Bolivien, aus Paraguay oder aus den inneren
Provinzen unseres eigenen Landes sind sehr mit dem Glauben verbunden. Wenn die Menschen
das auch noch verlieren, sind sie noch mehr der Not ausgesetzt, weil dann auch noch
der Zusammenhalt fehlt.“