Christen leben mitten
in der Welt, doch verweltlichen sollten sie dabei nicht. Vor diesem Risiko warnte
Papst Franziskus beim Angelusgebet an diesem Sonntag. „Verwässerte Christen“ zu sehen,
sei traurig, sagte der Papst vor mehreren Zehntausend Pilgern und Besuchern auf dem
Petersplatz. Solche Christen seien „wie gestreckter Wein, bei dem man nicht weiß,
ob es Wein oder Wasser ist". Drei Gegenmittel für eine Verweltlichung des Christen
benannte das Kirchenoberhaupt: Evangelium, Messe und Gebet:
„Dank dieser
drei Gaben des Herrn gelingt es, uns nicht der Welt anzupassen, sondern Christus,
und ihm auf seinem Weg zu folgen: das eigene Leben verlieren, um es wiederzufinden.
„Das Leben verlieren“ im Sinn eines Geschenkes aus Liebe und in der Liebe – und das
beinhaltet auch das Opfer, das Kreuz – um das Leben dann gereinigt zurückzuerhalten,
befreit vom Egoismus und der Hypothek des Todes, voller Ewigkeit.“
Franziskus
setzte bei den Lesungen von diesem Sonntag an. Im Evangelium kündigt Jesus seinen
Jüngern an, er werde in Jerusalem sterben und am dritten Tag auferstehen. Darauf sagt
Petrus: Das darf nicht mit dir geschehen, Herr! Jesus reagiert mit harschen Worten:
Petrus habe „nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“. Damit
übernimmt Petrus in dieser Situation, wie Franziskus ausführte, „ohne es zu merken,
den Part von Satan, dem Verführer“. In der zweiten Lesung ermahnt Paulus die Römer
ausdrücklich, „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert
euer Denken“.
„Wir Christen leben in der Welt, voll eingetaucht in die
soziale und kulturelle Wirklichkeit unserer Zeit, und das ist auch richtig so; aber
das bringt das Risiko mit sich, dass wir „verweltlicht“ werden, dass das Salz seinen
Geschmack verliert, das heißt, der Christ „verwässert“, er verliert die Neuheit, die
vom Herrn und vom Heiligen Geist kommt.“
Genau das Gegenteil müsse der
Fall sein, unterstrich Franziskus. Wenn in den Christen die Kraft der Frohen Botschaft
lebendig bleibe, könne diese alles verwandeln: „die Urteilskriterien, die bestimmenden
Werte, die Interessenpunkte, die Denkgewohnheiten, die Quellen der Inspiration und
die Lebensmodelle der Menschheit“, referierte Franziskus und zitierte damit aus einem
seiner päpstlichen Lieblingsdokumente, nämlich „Evangelii nuntiandi“ von Paul VI.
Einmal
mehr erteilte der Papst konkrete Ratschläge, um als Christ nicht zu verweltlichen:
jeden Tag das Evangelium lesen und darüber nachdenken, „damit das Wort Jesu immer
in unserem Leben anwesend ist“; zweitens die Sonntagsmesse, „wo wir den Herrn in der
Gemeinde treffen, Sein Wort hören und die Eucharistie empfangen, die uns mit Ihm und
untereinander vereint“. Und drittens Einkehrtage zur Erneuerung des Geistes.
Zum
„Tag der Schöpfung“, der am 1. September begangen wird, rief Franziskus nach dem Angelus
Institutionen und Bürger zu mehr Engagement auf, „damit das Leben und die Gesundheit
der Menschen geschützt werde, auch über den Weg des Respekts der Umwelt und der Natur“.
Er begrüßte katholische Parlamentarier, die sich in diesen Tagen zu einem Treffen
in Frascati versammelten. Der argentinischen Stiftung „Scholars“, die vernachlässigte
Kinder und Jugendliche fördert, wünschte Franziskus schließlich ein schönes Fußballspiel:
Am Montag findet mit dem Segen des Papstes im römischen Olympiastation ein großes
interreligiöses Match statt, dessen Erlöse unter anderem an „Scholars“ gehen.