Der frühere pakistanische
Minister für Minderheiten, Paul Bhatti, hat sich lobend über den Einsatz des Papstes
für christliche Minderheiten geäußert. Franziskus leiste eine „ausgezeichnete Arbeit“
für verfolgte Christen, „besonders im Irak und Pakistan“, sagte er am Mittwoch nach
einer Begegnung mit dem Papst am Rande der Generalaudienz. Paul Bhattis Bruder, Shahbaz
Bhatti, war im Jahr 2011 in Pakistan von Islamisten ermordet worden, weil er sich
für verfolgte Minderheiten in dem Land eingesetzt hatte. Paul musste vergangenen Februar
selbst nach Italien fliehen, nachdem er Todesdrohungen erhielt. Im Interview mit Radio
Vatikan beschreibt er das Treffen mit dem Papst:
„Mehr als seine Worte hat
mich sein Gesichtsausdruck bewegt. Als ich mit ihm sprach, schloss er an einem bestimmten
Punkt seine Augen, drückte die Hand meiner Mutter und umarmte sie. Das hat alles bedeutet.
Dann hat er ihr gesagt: ,Ich bin mit euch! Gott segne euch!‘ Und ich sah, dass auch
er bewegt war. Das war für mich ein sehr starker Moment. Ich kenne den Papst, und
das, was er ohne Worte ausgesendet hat, war ein Gefühl großer Liebe. Dann hat er klar
gesagt: ,Ich bete für euch, bin mit euch, und bin bereit, das mir Mögliche zu tun.‘“
Aus
seiner Zeit als Minderheitenminister in Pakistan kennt Paul Bhatti die verzweifelte
Lage der Christen sehr genau. Seit vier Jahren schon sitzt zum Beispiel die zum Tode
verurteilte Christin Asia Bibi in einem pakistanischen Gefängnis. Ihr wird vorgeworfen,
den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Die sogenannten Blasphemie-Gesetze in Pakistan
sehen für die Verunglimpfung des Propheten die Todesstrafe oder eine lebenslange Haftstrafe
vor. Der Katholik Bhatti ruft im Interview mit Radio Vatikan zur Solidarität und zum
Einsatz für diese Menschen auf:
„Wir dürfen diejenigen nicht vergessen,
die aufgrund ihres Glaubens leiden, Asia Bibi und viele andere. Zugleich wünschen
wir uns, dass Gott uns helfe, Frieden und ein friedliches Zusammenleben der Religionen
umzusetzen. Wir können auch nicht die Menschen anderen Glaubens wie den Moslem Salmaan
Taseer vergessen, der sich für Christen eingesetzt hat. Er wusste, dass er wegen seiner
Verteidigung Asia Bibis mit dem Tode bedroht wurde, doch er hat diese Gefahr in Kauf
genommen.“
Salman Taseer war Gouverneur der Provinz Punjab und Minister
im Bundeskabinett. Er war 2011 wegen seiner Kritik am pakistanischen Blasphemie-Gesetz
in Islamabad ermordet worden. Trotz der durch Islamlisten begangenen Morde und der
Diskriminierung von Christen in seinem Heimatland lässt sich Paul Bhatti die Hoffnung
auf interreligiöse Verständigung und die Wahrung der Glaubensfreiheit nicht nehmen:
„Wir
haben gute Hoffnung darauf, dass es sensible Personen gibt, auch Muslime, die an die
Würde des Menschen glauben, an Frieden und Liebe. Das lässt die Hoffnung, dass wir
eines Tages diese Hindernisse überwinden können, die durch Diskriminierung und Teilung
geschaffen werden: Hindernisse, die - wie der Papst sagte - das Gegenteil von Dialog
sind, die trennen und die sich in Hass zwischen den verschiedenen Religionen und Menschen,
auch den Christen, übersetzen.“
Durch die Begegnung mit dem Papst fühle
er sich persönlich gestärkt, so Bhatti. Seine Mutter habe den Papst nach Pakistan
eingeladen.