Papst blickt auf Korea-Reise zurück und ruft zum Gebet für verfolgte Christen
„Erinnerung, Hoffnung,
Zeugnis“ – mit diesen drei Begriffen hat der Papst an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz
seine Korea-Reise beschrieben, die er am Montag beendete. Bei dieser Gelegenheit dankte
Franziskus Südkorea für den freundlichen Empfang und ging auf die Besonderheiten der
koreanischen Kirche ein. In der Audienzhalle wandte sich der Papst an seine Zuhörer
mit folgenden Worten:
„Ich konnte eine junge und dynamische Kirche besuchen,
die auf das Zeugnis der Märtyrer gegründet ist und vom missionarischen Geist erfüllt
ist, in einem Land, in dem sich antike asiatische Kulturen und die ewige Neuigkeit
des Evangeliums begegnen.“
Angesichts der rasant wachsenden Wirtschaft
Südkoreas sei die Kirche dort Garant einer spirituellen Tradition, die die Erinnerung
bewahre und die Zukunft gestalte, führte der Papst aus. Und erneut sprach er sich
gegen Materialismus und Egoismus in der kapitalistischen Gesellschaft aus:
„Christus
schafft nicht das ab, was gut ist, sondern führt es zur Vollendung. Was er jedoch
bekämpft und besiegt, ist das Böse, das Zwietracht sät zwischen den Menschen und Völkern,
Ausschluss generiert infolge einer Vergötterung des Geldes und das Gift des Nichts
in die Herzen der Jugend träufelt.“
In Koreas Kirche spielten vor allem
die Laien eine wesentliche Rolle. Franziskus machte hier einen Exkurs in die Gründungsgeschichte
der koreanischen Kirche:
„In diesem Land ist die christliche Gemeinschaft
(…) nicht von Missionaren, sondern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von
einer Gruppe junger Koreaner gegründet worden, die fasziniert waren von einigen christlichen
Texten, die sie eingehend studierten und als Lebensgeschenk betrachteten. Einer von
ihnen wurde nach Peking geschickt, um dort getauft zu werden und hat im Anschluss
seine Gefährten getauft. Aus diesem Samenkorn entstand eine große Gemeinschaft, die
von Anfang an und ungefähr ein Jahrhundert lang grausame Verfolgungen ausgesetzt war
und tausende Märtyrer hervorrief. Koreas Kirche ist also auf den Glauben gegründet
und auf das Martyrium der gläubigen Laien.“
Die christliche Urgemeinde
des Landes habe ein Modell „brüderlicher Liebe“ gelebt, das soziale Grenzen überwand,
fuhr der Papst fort.
„Deshalb habe ich die heutigen Christen dazu ermutigt,
großzügig zu sein beim Teilen mit den Ärmsten und den Ausgeschlossenen, entsprechend
dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 25, 40: ,Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.‘“
Franziskus sprach weiter einen
Wunsch für Frieden und Versöhnung auf der geteilten Halbinsel Korea aus:
„Wenn
wir in Jesus bleiben, in seiner Liebe, wie die Märtyrer, können wir seinen Sieg leben
und bezeugen. Mit diesem Glauben haben wir gebetet, und auch jetzt beten wir, dass
alle Söhne und Töchter Koreas, die die Folgen des Krieges und der Teilung erleiden,
einen Weg der Brüderlichkeit und Versöhnung beschreiten können. (…) Möge der Herr
das koreanische Volk immer segnen, ihm Frieden und Aufschwung schenken, und die Kirche,
so dass sie immer fruchtbringend sei und voll der Freude des Evangeliums.“
Gebet
für verfolgte Christen
In seinen Grußworten rief der Papst weiter zum
Gebet für verfolgte Christen auf, vor allem im Irak. Auf seinem Rückflug nach Rom
hatte Franziskus überraschend eingeräumt, er werde eventuell den Norden Iraks besuchen,
um den leidenden Menschen dort beizustehen.
Begegnung mit Sieger
des Südamerika-Cups
Am Rande der Generalaudienz begrüßte Papst Franziskus
den Sieger des Südamerika-Cups Atletico San Lorenzo de Almagro aus Buenos Aires. Er
nannte den Fußballclub seiner Heimatstadt bei der Audienz Teil seiner „kulturellen
Identität“. Die Delegation aus Spielern, Trainerstab und Führungsriege von San Lorenzo
überreichte dem Papst ein Ehrentrikot und ließ sich mit Franziskus und der Trophäe
ablichten. Atletico hatte sich vor einer Woche erstmals in der Vereinsgeschichte die
sogenannte Copa Libertadores gesichert, das Pendant zur europäischen Champions League.
Papst Franziskus, bis zu seiner Wahl im März 2013 Erzbischof von Buenos Aires, wird
bei dem Verein nach dessen Angaben bis heute als Mitglied Nummer 88235 geführt.