2014-08-20 13:17:07

D/Irak: „Wir dürfen nicht stumme Zeugen einer Zerstörung sein“


„Kirche in Not“ ruft dazu auf, „sich verstärkt um Christen und andere Minderheiten im Irak zu kümmern.“ Das schreibt der geschäftsführende Präsident des internationalen katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“, Johannes Freiherr Heereman, in einer Medienmitteilung von diesem Mittwoch. „Wenn wir nicht stumme Zeugen der letzten Zeilen der Geschichte der Christenheit im Irak sein wollen, muss die internationale Gemeinschaft jetzt entschieden reagieren“, sagte er nach der Rückkehr von einer Reise in den Nordirak. Heereman war mit einer Delegation von „Kirche in Not“ in den Irak gereist, um sich auf Einladung des chaldäisch-katholischen Patriarchen von Babylon, Louis Rafael Sako, ein Bild von der Lage und den Nöten der mehr als 100 000 vertriebenen Christen zu machen, die in Ankawa, einem christlich geprägten Viertel der Großstadt Erbil, sowie in den Dörfern im Norden von Duhok und Zaxo (Zakho) Zuflucht gefunden haben.

Dramatische Lage
„Die Lage ist dramatisch. Wir haben Bischöfe, Priester, Schwestern und Freiwillige getroffen, die Tag und Nacht im Einsatz sind, um elementare Hilfe zu leisten. Die Temperaturen liegen bei 44 Grad. Die Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung. Es ist noch viel zu tun“, berichtet Heereman. Neben der notwendigen humanitären Soforthilfe solle man sich aber auch fragen, wie man den Christen und den anderen Minderheiten im Irak helfen könne, damit ein solches Drama sich nicht wiederhole: „Viele haben schon einen langen Weg der Verfolgung und des Leids hinter sich. Sie sind mutlos und wollen nur weg. Sie flehen um Hilfe, um ein Visum für ein anderes Land zu bekommen. Aber es gibt auch noch viele, die zurück in ihre häufig von Nachbarn geplünderten Häuser wollen: dorthin, wo sie seit Generationen gelebt haben, wo ihre Geschichte und ihre Wurzeln sind. Sie haben alles verlassen, als sie geflohen sind, und wollen doch zurück“, sagt Heereman.

Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Rafael Sako sagte im Gespräch mit Johannes Freiherr Heereman, dass es zwar noch Hoffnung für die Christen im Irak gebe, „aber nur, wenn wir sofort handeln“. Daher appelliert das Hilfswerk „Kirche in Not“, moralische Verantwortung zu übernehmen, um den Christen und anderen religiösen Minderheiten, die in ihrer irakischen Heimat bleiben möchten, durch die Gewährung von Schutz und Sicherheit zu helfen. „Das kann nicht nur eine Sorge der Kirche im Irak bleiben. Wir dürfen nicht stumme Zeugen einer Zerstörung sein, die gerade das Ausmaß einer zivilisatorischen Katastrophe annimmt. Man kann durchaus von einem drohenden Genozid sprechen. Die Kirche kann Schmerz und Not lindern, aber die Frage der Sicherheit und der Verteidigung sowie das Recht auf Leben und Religionsfreiheit ist Sache der Politik“, betont Heereman.

(pm 20.08.2014 pr)







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