Was ist das Geheimnis
von Papst Franziskus? Wie kann er so viel Energie haben? Was macht ihn eigentlich
so beliebt? Und welche Lektionen können wir von diesem Papstbesuch lernen? Diese Fragen
stellen nicht wir uns, sondern die koreanischen Medien.
Das Flugzeug von Papst
Franziskus hatte noch nicht einmal abgehoben und schon analysierten Koreas Zeitungen
den Papstbesuch bis ins kleinste Detail. Jedes Titelbild zeigte in den Montagsausgaben
das Gesicht von Papst Franziskus und meistens stellten sich die Blattmacher selbst
die Fragen, wie und was sie von diesem Besuch lernen können.
Der uns in der
westlichen Welt bekannter „Franziskus Effekt“ wird in den koreanischen Medien als
„gong gam“ betitelt. Wörtlich übersetzt würde dies so viel heißen wie – „die Fähigkeit
in Kommunion, in eine Gemeinschaft mit anderen treten.“ Eine wörtliche Übersetzung
gibt es jedoch dafür nicht. Vielleicht würden die Wörter wie „sympathisch oder nett“
dem noch nahe kommen, aber sind dann doch nicht sonderlich treffend. Die Medienwelt
in Korea beschreibt Papst Franziskus als fröhlicher und brillanter Kommunikator, bei
welchem mehr die Taten als Worte für sich sprechen. Zu beachten ist natürlich, bei
all diesen Berichten, dass Papst Franziskus für die meisten Koreaner doch eine Neu-Entdeckung
ist, während für Europäer die „Anekdoten“ und Gesten des Papstes keine Sonderheiten
mehr darstellen.
Für die koreanischen Medien sei es verständlich, dass der
Papst so beliebt geworden sei, denn er hätte alles gemacht und gesagt, was man sich
von koreanischen Politikern nur wünschen würde. Beispielsweise die vollkommene Widmung
seiner Aufmerksamkeit an die „sozialen, wirtschaftlichen und generellen Ungerechtigkeiten
des Landes“, sowie das Einfühlungsvermögen und das Mitgefühl und Beileid, welches
er mit den Eltern teilt, die ihre Kinder bei dem Fährenunglück in diesem Jahr im April
verloren hatten. Die rundum positive Bilanz zeigte die Zeitung „Donga-Ilbo“,
eine der drei auflagenstärksten Zeitungen mit fünf Sonderseiten zum „Papst-Effekt“,
der „Koreas Wunden heilen“ könnte.
„Joongang-Ilbo“, ein weitere bekannte
Zeitung und Meinung-Macher des Landes, meinte Franziskus hätte dem Land einen „Segen“
gebracht, während die „Korea Times“ von einer Umsetzung der Taten von Franziskus
spricht: „Wir müssen die Armen trösten und sie von ihren Schmerzen erlösen. Wir müssen
Frieden und Versöhnung in unserer Gesellschaft schaffen.“
Der englischsprachige
„Korea Herald“ erkennt im Papstbesuch einen neuen Akzent in der Asienpolitik
des Vatikan: „Papst Franziskus richtete am Sonntag seinen bislang stärksten Appell
an China“, so das Blatt unter Hinweis auf die Dialogeinladung des Papstes an Staaten
ohne diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. China bleibe „eine der Hauptherausforderungen
für den Vatikan“ in der Region Asien, in der 60 Prozent der Weltbevölkerung lebten,
aber nur drei Prozent katholisch seien.
Die Zeitung verweist auf die seit 1951
unterbrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und dem
Heiligen Stuhl und darauf, dass die kommunistische Partei „ihre eigene Kirche außerhalb
der Autorität des Papstes“ gegründet habe; gemeint ist die „Chinesische Katholisch-Patriotische
Vereinigung“ regierungstreuer Katholiken.