Die Predigt zum Abschluss des VI. Asiatischen Jugendtags
Die Predigt zum Abschluss des VI. Asiatischen Jugendtags, in der Burg von Haemi,
17. August 2014. Es handelt sich um eine offizielle Übersetzung.
Liebe
junge Freunde,
die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über euch! Diese
Worte – ein Teil des Themas des sechsten Asiatischen Jugendtags – trösten und stärken
uns alle. Jugendliche aus Asien, ihr seid die Erben eines großen Zeugnisses, eines
wertvollen Bekenntnisses zu Christus. Er ist das Licht der Welt; er ist das Licht
unseres Lebens! Die Märtyrer von Korea – und unzählige andere in ganz Asien – übergaben
ihren Leib ihren Verfolgern; uns haben sie ein ewiges Zeugnis übergeben, dass das
Licht der Wahrheit Christi alle Finsternis vertreibt und die Liebe Christi glorreich
triumphiert. Mit der Gewissheit seines Sieges über den Tod und unserer Teilhabe daran
können wir der Herausforderung des christlichen Jüngerseins heute begegnen, unter
unseren Gegebenheiten und in unserer Zeit.
Die Worte, über die wir gerade
nachgedacht haben, sind ein Trost. Der andere Teil des Themas von diesem Jugendtag
– Asiatische Jugend! Wach auf! – spricht zu euch von einer Pflicht, einer Verantwortung.
Lasst uns einen Moment jedes dieser Worte betrachten.
Zuerst das Wort
„asiatisch“. Ihr seid aus allen Teilen Asiens hier in Korea zusammengekommen.
Jeder von euch hat einen einmaligen Platz und Kontext, wo ihr berufen seid, Gottes
Liebe widerzuspiegeln. Der asiatische Kontinent, durchtränkt mit reichen philosophischen
und religiösen Traditionen, bleibt eine großes Grenzland für euer Zeugnis für Christus,
den „Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Als junge Menschen nicht
nur in Asien, sondern auch als Söhne und Töchter von diesem großen Kontinent
habt ihr ein Recht und eine Pflicht, voll am Leben eurer Gesellschaften teilzunehmen.
Habt keine Angst, die Weisheit des Glaubens in alle Aspekte des gesellschaftlichen
Lebens einzubringen!
Als Asiaten seht und liebt ihr außerdem alles Schöne,
Edle und Wahre in euren Kulturen und Traditionen von innen her. Doch als Christen
wisst ihr auch, dass das Evangelium die Kraft hat, dieses Erbe zu läutern, zu erheben
und zu vervollkommnen. Durch die Gegenwart des Heiligen Geistes, der euch in der Taufe
geschenkt und in der Firmung als Siegel aufgeprägt wurde, und in Einheit mit euren
Hirten könnt ihr die vielen positiven Werte der verschiedenen asiatischen Kulturen
anerkennen. Ihr seid auch imstande zu unterscheiden, was mit eurem katholischen Glauben
unvereinbar ist, was zum in der Taufe geschenkten Leben der Gnade im Gegensatz steht
und welche Aspekte der heutigen Kultur sündhaft, korrupt sind und zum Tod führen.
Indem wir zum Thema dieses Jugendtages zurückkehren, lasst uns über das
zweite Wort nachdenken: „Jugend“. Ihr und eure Freunde seid erfüllt von Optimismus,
Energie und gutem Willen, was für diesen Lebensabschnitt so charakteristisch ist.
Lasst Christus euren natürlichen Optimismus in christliche Hoffnung verwandeln, eure
Energie in moralische Tugend, euren guten Willen in echte selbstlose Liebe! Das ist
der Weg, den zu gehen ihr berufen seid. Das ist der Weg, um alles zu überwinden, was
in eurem Leben und in eurer Kultur Hoffnung, Tugend und Liebe bedroht. Auf diese Weise
wird eure Jugend ein Geschenk für Jesus und für die Welt sein.
Als junge
Christen – gleich ob Arbeiter oder Studenten, ob ihr schon eine Karriere begonnen
oder auf den Ruf zur Ehe, zum Ordensleben oder zum Priestertum geantwortet habt –
seid ihr nicht nur ein Teil der Zukunft der Kirche; ihr seid auch ein notwendiger
und geschätzter Teil der Gegenwart der Kirche! Bleibt einander nahe, geht immer
näher auf Gott zu und verwendet diese Jahre, um gemeinsam mit euren Bischöfen und
Priestern eine heiligere, missionarischere und demütige Kirche aufzubauen – eine Kirche,
die Gott liebt und anbetet, indem sie sich bemüht, den Armen, den Einsamen, den Kranken
und den an den Rand Gedrängten zu dienen.
In eurem christlichen Leben werdet
ihr oft Anlass zu der Versuchung haben – wie die Jünger im heutigen Evangelium –,
den Fremden, den Notleidenden, den Armen und den mit gebrochenem Herzen wegzustoßen.
Besonders diese Menschen sind es, die den Ruf der Frau aus dem Evangelium wiederholen:
„Herr, hilf mir!“ Die Bitte der kanaanäischen Frau ist der Ruf aller, die nach Liebe,
Annahme und Freundschaft mit Christus suchen. Es ist der Ruf so vieler Menschen in
unseren anonymen Städten, der Ruf so vieler eurer eigenen Altersgenossen und der Ruf
all jener Märtyrer, die auch heute für den Namen Jesu Verfolgung und Tod erleiden:
„Jesus, hilf mir!“ Oft ist es ein Ruf, der auch aus unserem eigenen Herzen aufsteigt:
„Herr, hilf mir!“ Lasst uns antworten, nicht wie die, welche Menschen, die uns um
etwas bitten, wegstoßen, als hindere unser Dienst an den Notleidenden uns daran, dem
Herrn nahe zu sein. Nein! Wir müssen wie Christus sein, der auf jede Bitte um seine
Hilfe mit Liebe, Barmherzigkeit und Mitleid antwortet.
Und schließlich:
Der dritte Teil des Themas dieses Jugendtages – „Wach auf!“ – spricht von einer
Verantwortung, die der Herr euch überträgt. Es ist die Pflicht, wachsam zu sein und
dem Druck, den Versuchungen und unseren Sünden oder denen anderer nicht zu erlauben,
dass unser Empfinden für die Schönheit der Heiligkeit, für die Freude des Evangeliums
abstumpft. Der heutige Antwortpsalm lädt uns ständig ein, uns zu freuen und zu jubeln.
Niemand, der schläft, kann singen, tanzen oder jubeln. Liebe Jugendliche, „es segne
uns Gott, unser Gott!“ (Ps 67,7); bei ihm haben wir „Erbarmen gefunden“ (Röm
11,30). Durch Gottes Liebe bestärkt, geht hinaus in die Welt, damit sie – eure Freunde,
Arbeitskollegen, Nachbarn, Landsleute, jeder auf diesem großen Kontinent – „infolge
des Erbarmens, das ihr gefunden habt … jetzt auch … Erbarmen finden“ (Röm 11,31).
Sein Erbarmen ist es, durch das wir gerettet werden.
Liebe Jugendliche
von Asien, meine Hoffnung ist, dass ihr in Einheit mit Christus und der Kirche diesen
Weg einschlagt, der euch sicher viel Freude bereiten wird. Jetzt, da wir zum Tisch
des Herrn treten für die Eucharistie, wollen wir uns an Maria, unsere Mutter, wenden,
die Jesus der Welt gebracht hat. Ja, Mutter Maria, wir sehnen uns danach, Jesus zu
haben; in deiner mütterlichen Liebe hilf uns, ihn zu anderen zu bringen, ihm treu
zu dienen und ihn zu jeder Zeit und an allen Orten in diesem Land und in ganz Asien
zu ehren. Amen.