Wie sehen die Koreaner den Papstbesuch? „Auswirkungen hat das keine“
Papst Franziskus ist
jetzt über einen Tag im Land, die Medien haben ausgiebig über seine Ansprache am Donnerstag
berichtet und auch die Messe in Daejeon hat viel Aufmerksamkeit bekommen. Zeit, in
Korea herum zu fragen, wie denn nun die Erwartungen sind.
Wäre es eine statistische
Erhebung, dann wäre das Ergebnis eindeutig: Die meisten Koreaner, die ich hier gesprochen
habe, haben die Papstrede vor den Vertretern von Staat und Gesellschaft eindeutig
auf die Beziehungen mit Nordkorea bezogen. Stärke zeigen bringe keinen Frieden hat
der Papst gesagt, die meisten setzen das gleich in Beziehung zu den drei Raketen die
der Norden ebenfalls am Donnerstag ins Meer gefeuert hat. So wie dieser Mann, den
ich am Rande der Feiern des Nationalfeiertages an diesem Freitag gefragt habe, ob
er Erwartungen an den Papstbesuch hat und daran, dass ich etwas bewegt: „Nein nein,
obwohl der Papst versucht, mit Nordkorea zusammen zu arbeiten, will der Norden nicht
mit Südkorea kooperieren. Der Norden ist zu starr, sich bewegen zu können. Nein, ich
habe keine Erwartungen, total nein.“
Sujin Yoon, selber eine Christin, bezieht
das auch sofort auf den einen großen Konflikt: „Ich als Christin weiß, dass es in
Nordkorea viele „Götter“ (Idole) gibt und ich hoffe, dass die bald untergehen werden.
Ich hoffe, dass Nord- und Südkorea im Evangelium vereint werden. Wir brauchen das
mehr denn je und muss dafür mehr beten. Gut, das der Papst herkommt, aber das wird
keine Auswirkungen haben.“
Zwei Beispiele nur, aber sie zeigen, wie nüchtern
oder vielleicht ernüchtert die Menschen die Chancen für Bewegung sehen. Und wenn mir
ein Anschlusskommentar dazu erlaubt ist: Nach so vielen Jahren, in denen von klein
an die Menschen lernen, dass die anderen sich nicht bewegen werden und gefährlich
sind, ist jeder Impuls zur Veränderung ein riesiges Unterfangen. Es ehrt den Papst,
dass er das hier so offen sagt. Auch wenn es die Menschen noch nicht sofort berührt:
Steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.
Aus Seoul, Pater Bernd Hagenkord
für Radio Vatikan