2014-08-14 10:24:47

Papst vor Präsidentin: Korea könnte „auch in der Globalisierung der Solidarität führend sein“


RealAudioMP3 Der Papst hat das geteilte Korea zu weiteren Schritten der Verständigung ermutigt. Dem Heiligen Stuhl sei Frieden in Korea „ein Herzensanliegen“, formulierte Franziskus in seiner ersten offiziellen Ansprache auf koreanischem Boden. Darin lobte er Errungenschaften des Landes, sprach aber auch Probleme der koreanischen Gesellschaft an. Im „Blauen Haus“ in Seoul traf der Papst zunächst Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye zu einem privaten Gespräch. Die Unterredung dauerte länger als geplant, so dass Franziskus seine erste offizielle Rede mit etwas Verspätung begann.


Frieden ist Frucht von Dialog

Gewalt, Verfolgung und Krieg hätten Korea im Laufe der Jahre „auf die Probe gestellt“, ein „Mangel an Frieden“ habe die koreanische Gesellschaft lange geprägt, so der Papst in seiner Ansprache. Mit Blick auf das gespannte Verhältnis der beiden Landesteile würdigte er das politische Ringen um Frieden und ermutigte zu weiteren Schritten der „Versöhnung und Stabilität“:

„Denn sie sind der einzig sichere Weg zu dauerhaftem Frieden. Koreas Streben nach Frieden ist uns ein Herzensanliegen, denn es wirkt sich auf die Stabilität der gesamten Region und in der Tat auf unsere ganze kriegsmüde Welt aus.“

Diplomatie als „Kunst des Möglichen“ beruhe auf der „festen und beharrlichen Überzeugung“, „dass Friede eher durch ruhiges Zuhören und durch Dialog erlangt werden kann als durch gegenseitige Schuldzuweisungen, unfruchtbare Kritik und Zurschaustellung von Macht.“ Frieden also als Frucht von Dialog, so der Papst - wenn der Weg dorthin auch oft lang und beschwerlich sein kann. Wesentlich sei dabei nicht nur, Fehler einzugestehen:

„Gerechtigkeit als Tugend erfordert die Disziplin der Langmütigkeit; sie verlangt, dass wir vergangene Ungerechtigkeiten nicht totschweigen, sondern sie überwinden durch Vergebung, Toleranz und Zusammenarbeit. Sie verlangt die Bereitschaft, Ziele auszumachen und zu erreichen, die beiderseitig von Vorteil sind, und so die Grundlagen für gegenseitige Achtung, Verständigung und Versöhnung zu schaffen. Möge jeder von uns diese Tage dem Frieden widmen, dem Gebet für den Frieden und der Vertiefung unserer Entschlossenheit, ihn zu erreichen.“


Für eine „Globalisierung der Solidarität

Zweiter Schwerpunkt der Papstrede: eine sozial nachhaltige Entwicklung. „Die Erfahrung lehrt uns, dass in einer zunehmend globalisierten Welt unser Verständnis von Gemeinwohl, Fortschritt und Entwicklung sich letztlich an menschlichen und nicht an rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientieren muss“, erinnerte Franziskus. Und am Beispiel von Korea führte er aus, wie wesentlich für eine Gesellschaft Teilhabe und Gerechtigkeit sind:

Wie die meisten unserer entwickelten Nationen kämpft Korea mit bedeutenden sozialen Problemen, politischen Spaltungen, Mangel an wirtschaftlicher Fairness und Sorgen um den verantwortlichen Umgang mit der natürlichen Umwelt. Wie wichtig ist es, dass die Stimme jedes Gliedes der Gesellschaft gehört wird und dass ein Geist einer offenen Kommunikation, des Dialogs und der Zusammenarbeit gefördert wird!“

Dazu gehöre auch die Sorge für Arme und Benachteiligte in der Gesellschaft, ergänzte der Papst. Nicht nur „unmittelbare Bedürfnisse“ müssten hier gestillt werden, sondern auf eine „ganzheitliche Entwicklung eines jeden Gliedes der Menschheitsfamilie“ geachtet werden. Gerade das wirtschaftlich aufstrebende (Süd)Korea könne hier beispielhaft vorangehen, findet der Papst:

„Es ist meine Hoffnung, dass die koreanische Demokratie weiter gestärkt wird und dass diese Nation beweist, auch in der Globalisierung der Solidarität führend zu sein, die heute so notwendig ist.



Kirche will ihren Beitrag leisten

Die katholische Kirche hat hier viel zu geben, auch in Korea. Franziskus kam hier auf die Worte seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. zu sprechen. Dieser hatte bei seinem zweiten Besuch in Korea vor 15 Jahren Koreas Zukunft als abhängig vom Beitrag „vieler weiser, tugendhafter und tief spiritueller Männer und Frauen in seinem Volk“ beschrieben. Die katholische Gemeinschaft Koreas sehne sich „kontinuierlich“ danach, „voll am Leben der Nation teilzunehmen“, so Papst Franziskus:

„Die Kirche möchte ihren Beitrag leisten zur Erziehung der Jugend, zur Entwicklung eines Geistes der Solidarität mit den Armen und Benachteiligten und zur Heranbildung neuer Generationen von Bürgern, die bereit sind, die von ihren Vorfahren ererbte und aus ihrem Glauben hervorgegangene Weisheit und Sichtweise in die großen politischen und sozialen Fragen einzubringen, die der Nation begegnen.“

Anlass der Papstreise ist Franziskus‘ Teilnahme am Sechsten Asiatischen Jugendtag und die Seligsprechung des koreanischen Christen Paul Yun Ji-chung und 123 seiner Gefährten, die als Märtyrer starben. Dazu sagte der Papst direkt am Anfang seiner Ansprache:

„Diese beiden Feiern ergänzen einander. Die koreanische Kultur versteht gut die innere Würde und Weisheit unserer Ahnen und ehrt ihren Platz in der Gesellschaft. Wir Katholiken ehren unsere Ahnen, die für den Glauben das Martyrium erlitten haben, weil sie bereit waren, ihr Leben für die Wahrheit hinzugeben, die sie im Glauben angenommen hatten und nach der sie ihr Leben zu gestalten versuchten. Sie lehren uns, wie man ganz für Gott und für das gegenseitige Wohl leben kann.“

Ein „weises und großes Volk“ halte „nicht nur die Traditionen der Vorfahren in Ehren“, es schätze auch die Jugend, „indem es versucht, das Erbe der Vergangenheit weiterzugeben und es auf die Herausforderungen der Gegenwart anzuwenden“, fuhr der Papst fort. Zu diesen Herausforderungen gehöre in Korea vor allem der Frieden – das Land sei seiner Jugend dieses „Geschenk“ schuldig, merkte der Papst an.

(rv 14.08.2014 pr)








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