Asien, Versöhnung, Jugend: Die Themen der Papstreise nach Korea
Der erste Besuchstag
des Papstes in Südkorea war davon geprägt, dass Franziskus vor allem mit Vertretern
von Politik und Kirche sprach. Nach dem Besuch bei Staatspräsidentin Park Geun-hye
fand das Treffen mit den Vertretern von Staat und Gesellschaft statt und danach sprach
der Papst mit den Bischöfen des Landes. Damit begann die erste Papstreise in den Fernen
Osten seit zwanzig Jahren. Wir haben unseren Korrespondenten Pater Bernd Hagenkord
um eine Einschätzung gebeten, wie der Besuch zu bewerten ist:
„Alle Verantwortlichen,
hier in Korea wie auch in Rom, betonen zuerst einmal dass der Papst nicht nur Korea,
sondern ganz Asien besucht. Das passiert vor allem beim Asiatischen Jugendtag, der
an diesem Mittwoch begonnen hat, den der Papst besuchen wird und für den er die Abschlussmesse
feiern wird. Diesen Jugendtag dürfen wir uns nicht wie einen der Weltjugendtage vorstellen,
er ist viel, viel kleiner, aber es treffen sich eben junge Menschen eines christlich
gesehen jungen und kleinen Kontinents, wenn man das etwa mit Lateinamerika oder Europa
vergleich.
Aber auch wenn der Anlass der Jugendtag ist, Korea als Land
und als Gesellschaft wird diese Reise sicherlich prägen. Es ist eine Pastoralreise,
die Bischofskonferenz hat in einer Pressemeldung Wert darauf gelegt, dass der erste
Termin des Papstes das Treffen mit den Bischöfen sei, der Besuch bei der Präsidentin
Park Geun-hye sei ein ‚Höflichkeitsbesuch‘gewesen. Und für einen Pastoralbesuch
gibt es einiges an Themen, allem voran die Frage nach den Spaltungen und Konflikten,
denen mit Nordkorea und denen innerhalb der Gesellschaft. Darüber werden wir im Zuge
der Berichterstattung sicherlich noch ausführlich zurück kommen.“
Der Gastgeber
ist die katholische Kirche Südkoreas, was für eine Gemeinschaft besucht er dort?
„Der
Vatikan nennt es eine ‚junge und dynamische Kirche‘, die Kirche ist klein, etwas über
10 Prozent der Bevölkerung, aber sie wächst. In den letzten zwanzig Jahren hat sie
sich verdoppelt. Das ist das eine.
Das zweite ist die Geschichte, denn
die Kirche ist sozusagen eine Selbstgründung, sie ist nicht durch die Ankunft von
Missionaren entstanden, sondern durch das Interesse von Koreanern. Die Kirche hat
hier Jahrzehnte lang, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, ohne Priester und das heißt
ohne Strukturen grausame Verfolgungen überstanden. Das wird der Papst durch die Seligsprechungen
würdigen.
Und drittens - und damit sind wir wieder bei den inneren Spannungen
- ist auch für die Kirche der Konflikt zwischen Norden und Süden und innerhalb des
Landes wichtig, die Kirche bezieht Position, sie hat eine sehr positive und in der
gesamten Gesellschaft geschätzte Rolle bei der Demokratisierung des Landes gespielt,
die die Militärdiktatur seit den 80er Jahren abgelöst hat.
Das sind
in etwa die Koordinaten der Kirche, die der Papst hier besuchen wird. Vielleicht
noch ein Wort zu Nordkorea: Kirchlich gesehen ist Korea immer noch ein Land, der Norden
hat drei katholische Bistümer, die aber alle vakant sind und vom Erzbischof von Seoul
formell verwaltet werden. Eine Beziehung zu Deutschland gibt es auch: Ein Bistum wurde
von der Territorialabtei Tokown verwaltet, einer Gründung der Missionsbenediktiner
von Benediktbeuern.“
Der Katholizismus ist nicht die Mehrheitsreligion,
aber Christen gibt es viele im Land, etwa ein Drittel der Bevölkerung. Spielt das
eine große Rolle im Land?
„Wenn man vom Flughafen in die Stadt fährt - immerhin
10 Millionen Einwohner in Seoul selber, dazu noch mal der Großraum drum herum, der
zweitgrößte Ballungsraum der Welt nach Tokio/Yokohama - dann fallen die vielen kleinen
Kirchen ins Auge. Meistens sind es relativ kleine Gebäude, aber immer mit Kirchturm
und oben drauf auch immer ein Kreuz, das auch nachts per Neon sichtbar ist. Religion
ist also schon im Stadtbild recht präsent. Das Christentum versteckt sich nicht.
Dann
haben aber die protestantischen Kirchen und die katholische Kirche recht verschiedene
Geschichten, und während der Katholizismus wie gesagt stark wächst, nehmen die protestantischen
Kirchen eher ab. 'Das Christentum' gibt es also so gar nicht, da muss man differenzierter
betrachten. Der Papst kommt aber in eine Land, in dem der christliche Glaube fest
verwurzelt ist, aber nicht dominant.“
Die Reise hat wie immer eine ganz
Reihe von Elementen und Terminen für den Papst, was aber sind die wirklich wichtigen
Themen und Elemente?
„An diesem Donnerstag ist es sicherlich der erste Eindruck,
der zählt. Die Koreaner haben den Papst noch nicht in einer großen Veranstaltung getroffen,
da kommt es auf die Bilder im Fernsehen an. Freitag ist auf der einen Seite
der Nationalfeiertag Koreas, der Unabhängigkeitstag, aber auf der anderen Seite auch
Maria Himmelfahrt. Das wird der Papst in Daejeon feiern, die erste große Begegnung
mit den Menschen hier. Ganz wichtig ist auch die Begegnung mit den Angehörigen der
Opfer des Fährunglücks vom April dieses Jahres, aus dem Westen ist schwer einzuschätzen,
was für tiefe Wunden diese Tragödie gerissen hat. Erwähnen möchte ich noch die Versöhnungsmesse
am Montag: Versöhnung ist ja eines der wichtigsten Themen des Papstes und etwas, was
dieses Land nötig hat. Und es ist etwas, was diesen Besuch auch mit der letzten Reise,
der ins Heilige Land, verbindet, aber das nur als Nebenbemerkung. Es ist
also ein inhaltlich volles Programm, auch wenn es weniger Programmpunkte gibt als
zuletzt im Heiligen Land. Aber das kann der Papstreise ja auch sehr gut tun.“