Papst Franziskus hat
erstmals seit seinem Amtsantritt ein Live-Interview im Radio gegeben. Am Freitagabend
war er per Telefon bei einer Live-Sendung des argentinischen Pfarreien-Radios „Virgen
del Carmen“ von Campo Gallo zugeschaltet. Dabei antwortete der Papst auf eine Reihe
von Fragen des Moderators, eines Priesters. Unter anderem ging es darum, ob man es
in Argentinien – und allgemein in Lateinamerika – nicht manchmal mit der Marienverehrung
übertreibe.
„Unser Volk täuscht sich nicht, es betet nur Gott an, den Vater,
Sohn und Heiligen Geist. Aber zusammen mit dieser Gottesanbetung weiß es, dass Jesus
uns eine Mutter gegeben hat, damit sie uns schützt. Unser Volk betet nicht die Jungfrau
Maria an, sondern es liebt und ehrt sie, wie wir alle unsere Mamma lieben und ehren.
Die Marienverehrung ist keine Anbetung, sie ist die Liebe, die Kinder für ihre Mutter
haben. Das ist so etwas wie der Kern der Volksfrömmigkeit in Lateinamerika. Ein Kind
ohne Mutter hat eine verstümmelte Seele.“
Der Papst ging auch auf das Thema
Einheit und Ausübung von Macht ein. Was der Kirche, aber auch „der Nation und den
Völkern“, am meisten schade, sei „destruktive Kritik“ von innen. So etwas sei „nicht
christlich“, sagte der Papst. „Es wird immer Streitereien geben, es wird immer Spaltungen
geben, es geht darum, sie nicht wachsen zu lassen.“ Wo es nicht gelinge, Meinungsverschiedenheiten
auf geschwisterliche Art zu regeln, gelte es „über diese Sachen zu reden, aber mit
Gott“. Das Entscheidende an der Kirche machte er darin aus, dass sie „immer auf dem
Weg“ sei.
„Der Weg ist das Bild dessen, was Kirche ist. Die Kirche pilgert!
Jesus hat eine Kirche gegründet, die unterwegs ist, eine vorwärtsgehende Kirche. Wenn
die Kirche stillsteht, hört sie auf, Kirche zu sein, und wird zu einer Vereinigung
bürgerlichen Rechts. Unsere Kirche ist eine Kirche des Hinausgehens, und zwar in doppelter
Hinsicht: Hinausgehen zu Gott, mit der Anbetung und dem Gebet; und Hinausgehen zu
den Brüdern, um ihnen beizustehen und sie zu begleiten. Wenn eine christliche Gemeinschaft
sich nicht bewegt, dann wird diese Kirche todkrank, und man muss sie rasch wiederbeleben!“