Schweiz: Muslime verurteilen Gewalt im Namen des Islams
Die beiden großen islamischen Dachverbände der Schweiz verurteilen jegliche Aggression
im Namen des Islams. In ihren Stellungnahmen bedauern Hisham Maizar, Präsident der
Föderation der islamischen Dachorganisationen Schweiz (Fids), und Farhad Afshar, Präsident
der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (Kios), dass Berichte über islamistische
Terrorgruppen wie Islamischer Staat (IS) im Irak und Boko Haram in Nigeria die leiseren
muslimischen Stimmen in der Schweiz übertönen. Diese rufen zu Besonnenheit und friedlichem
Zusammenleben in der Schweiz auf.
„Wut und Entsetzen“ lösten die Medienberichte
über IS und Boko Haram bei ihm als Muslim aus, sagt Hisham Maizar auf Anfrage der
Presseagentur Kipa. Die Ideologie dieser Gruppierungen sei „extremistisch, radikal
und fundamentalistisch.“ Sie entweihten die Religion und stellten eine große Last
für deren Anhänger dar.
Dass politische Gruppierungen aus der Religion eine
Kampforganisation machten, erinnere ihn an die Mentalität der Kreuzzüge, schreibt
Afshar auf Anfrage der Kipa. Diese habe aus dem Christentum als Religion der Liebe
eine Eroberungsreligion gemacht. „Wie sehr müssen die wahren Christen damals angesichts
des Fanatismus gelitten haben? So ergeht es den Muslimen, wenn sie mit Entsetzen sehen,
was Kriegsverbrecher im Namen ihrer Religion des Friedens für Verbrechen verüben“,
so Afshar weiter.
Intensivere Überzeugungsarbeit nötig
„Wer
einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit getötet.
Und wer einen Menschen rettet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit
gerettet“, zitiert Afshar aus dem Koran. Aus diesem Grund verurteilten die beiden
islamischen Dachverbände jegliche Aggression im Namen des Islams aufs Schärfste. In
diesem Sinne hätten sie in der Schweiz immer wieder öffentlich Stellung bezogen, was
leider in den Medien nur geringen Widerhall gefunden habe.
Die beiden Vorsitzenden
bedauern, dass es der islamischen Glaubensgemeinschaft in der Schweiz noch nicht hinreichend
gelinge, den Islam in der Schweiz im Alltagsleben bekannt zu machen. Dies, obschon
sie eng zusammenarbeiteten, aufklärende Vorträge hielten und besonders das Gespräch
mit den Jugendlichen in ihren Gemeinschaften sowie mit Nicht-Muslimen suchten, so
Maizar. Hier sei wohl noch intensivere Überzeugungsarbeit nötig. Von Seiten der Schweizer
Bevölkerung erfordere dies Willen, Gesprächsbereitschaft und Geduld.
Vertrauen
in Besonnenheit der Schweizer
Afshar vertraut dennoch auf die Besonnenheit
der Schweizer Bevölkerung, die „durchaus zwischen Religionsgemeinschaften und irregeleiteten
Fanatikern“ unterscheide. Auch die Medien seien gefordert, nicht nur Nachrichten über
die Gräueltaten, sondern auch Hintergrundinformationen über den Islam in der Schweiz
und das Leben der Muslime zu vermitteln.