Begegnung mit den Messdienern: „Gott will Menschen, die frei sind“
Es war der Höhepunkt
der Messdienerwallfahrt nach Rom: An diesem Dienstagabend trafen die 50.000 Ministranten
aus Deutschland und Österreich Papst Franziskus. In einer gemeinsamen gesungenen Vesper
beteten die Gäste und der Papst gemeinsam, danach gab es eine katechetische Begegnung,
in der dem Papst Fragen gestellt wurden. Eingerahmt von geistlichen Liedern und Texten
feierten die Messdiener bei strahlendem Sonnenschein die Begegnung mit dem Papst.
„Frei!
Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun“: Dieses Motto der Wallfahrt griff der Papst in
seiner kurzen Predigt während der Vesper auf - übrigens das erste Mal, dass er auf
Deutsch predigte. Er sprach über das Textstück aus dem Galaterbrief, das die Lesung
in der Vesper war.
„Gott macht uns klar, dass er der gute Vater ist. Und
wie macht er das? Dadurch, dass er seinen Sohn Mensch werden lässt. An diesem konkreten
Menschen Jesus können wir kapieren, was Gott eigentlich meint. Er will Menschen, die
frei sind, weil sie sich als Kinder eines guten Vaters immer geborgen wissen.“
Dazu
brauche Gott nur einen Menschen: Maria.
„Er braucht eine Frau, eine Mutter,
die seinen Sohn als Mensch zur Welt bringt. Das ist die Jungfrau Maria, die wir mit
dieser Vesper heute Abend ehren. Sie war ganz frei. In ihrer Freiheit hat sie Ja gesagt.
Sie hat für immer das Gute getan. So hat sie Gott und den Menschen gedient. Sie hat
so Gott und den Menschen gedient. Halten wir uns ihr Beispiel vor Augen, wenn wir
wissen wollen, was Gott von uns als seinen Kindern eigentlich erwartet.“
Was
der Papst in seiner Predigt in aller Kürze darlegte, wurde danach noch einmal ausführlicher
Thema. Die Veranstalter hatten die Messdiener im Vorfeld gefragt, was für Fragen sie
dem Papst stellen wollten, daraus wurden dann einige Fragen zusammen gestellt, die
von vier Ministranten vorgetragen wurden. Dabei ging es zunächst um die Rolle von
jungen Menschen in der Kirche.
Der Papst antwortete, dass jeder Mensch seine
Aufgabe habe, wenn es um das Gemeinwohl gehe, aber:
„Wir Jünger des Herrn
haben eine weitere Aufgabe, nämlich die, „Kanäle“, Verbindungslinien zu sein, welche
die Liebe Jesu weitergeben. Und in dieser Aufgabe habt ihr, Jugendliche und junge
Erwachsene, eine besondere Rolle: Ihr seid aufgerufen, euren Altersgenossen von Jesus
zu erzählen – nicht nur innerhalb der Pfarrgemeinde oder eures Verbandes, sondern
vor allem außerhalb. Das ist eine Aufgabe, die besonders euch zukommt, weil ihr mit
eurem Mut, mit eurer Begeisterung, mit eurer Spontaneität und Kontaktfreudigkeit leichter
das Denken und das Herz derer erreicht, die sich vom Herrn entfernt haben. Viele junge
Menschen eures Alters haben ein ungeheures Bedürfnis nach jemandem, der ihnen mit
seinem Leben sagt, dass Jesus uns kennt, uns liebt, uns verzeiht, mit uns unsere Schwierigkeiten
teilt und uns mit seiner Gnade unterstützt.“
Weiter ging es um die Situation
der Jugendlichen: Ihr Engagement sei manchmal nicht leicht, vor allem in der Konkurrenz
zu Sport oder Musik oder in den Augen von Freunden, die das nicht verstünden.
„Da
muss man sich ein bisschen organisieren, die Dinge in ausgewogener Weise planen …
aber ihr seid Deutsche, und das klappt bei euch! Unser Leben besteht aus Zeit, und
die Zeit ist ein Geschenk Gottes, darum muss man sie für gutes und fruchtbares Tun
einsetzen. Vielleicht vergeuden so manche junge Menschen zu viele Stunden mit unnützen
Dingen: Das können das Chatten im Internet oder mit dem Handy oder auch Fernsehserien
sein. Unter den vielen Dingen, die zu unserer täglichen Routine gehören, sollte es
vorrangig sein, uns an unseren Schöpfer zu erinnern, der uns leben lässt, der uns
liebt und der uns auf unserem Lebensweg begleitet.“ Auch das Thema der Wallfahrt
wurde in den Fragen noch einmal genannt: Im Leben gebe es viele Regeln, in Schule
und Ausbildung, in der Familie. Also, wollten die Ministranten wissen, was es heißt,
diese Freiheit im Alltag wirklich zu leben.
„Eben weil Gott uns nach seinem
Bild geschaffen hat, haben wir von ihm auch dieses große Geschenk der Freiheit erhalten.
Wenn wir die Freiheit aber nicht gut gebrauchen, kann sie uns von Gott weit weg führen,
kann uns die Würde verlieren lassen, die er uns verliehen hat. Daher sind Orientierungshilfen,
Anweisungen und auch Regeln nötig – sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Kirche
– um uns zu helfen, den Willen Gottes zu tun und auf diese Weise entsprechend unserer
Würde als Menschen und als Kinder Gottes zu leben. Liebe junge Freunde, gebraucht
eure Freiheit nicht falsch! Vertut nicht eure große Würde als Kinder Gottes, die euch
geschenkt ist. Ihr werdet die echte Freude finden, weil Gott will, dass wir vollkommen
glücklich und sinnerfüllt sind. Nur wenn wir uns dem Willen Gottes fügen, können wir
das Gute vollbringen und Licht der Welt wie auch Salz der Erde sein!“
Zum
Abschluss reichten sich Ministranten und Bischöfe, Vorbereiter und Chor, Papst und
Teilnehmer alle die Hände. Der Dienst der Ministranten ist von Gemeinschaft geprägt,
diese Gemeinschaft sichtbar zu machen: Dieses Zeichen rundete das Treffen auf dem
Petersplatz ab.