2014-08-06 10:58:25

Begegnung mit den Messdienern: „Gott will Menschen, die frei sind“


RealAudioMP3 Es war der Höhepunkt der Messdienerwallfahrt nach Rom: An diesem Dienstagabend trafen die 50.000 Ministranten aus Deutschland und Österreich Papst Franziskus. In einer gemeinsamen gesungenen Vesper beteten die Gäste und der Papst gemeinsam, danach gab es eine katechetische Begegnung, in der dem Papst Fragen gestellt wurden. Eingerahmt von geistlichen Liedern und Texten feierten die Messdiener bei strahlendem Sonnenschein die Begegnung mit dem Papst.

„Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun“: Dieses Motto der Wallfahrt griff der Papst in seiner kurzen Predigt während der Vesper auf - übrigens das erste Mal, dass er auf Deutsch predigte. Er sprach über das Textstück aus dem Galaterbrief, das die Lesung in der Vesper war.

„Gott macht uns klar, dass er der gute Vater ist. Und wie macht er das? Dadurch, dass er seinen Sohn Mensch werden lässt. An diesem konkreten Menschen Jesus können wir kapieren, was Gott eigentlich meint. Er will Menschen, die frei sind, weil sie sich als Kinder eines guten Vaters immer geborgen wissen.“

Dazu brauche Gott nur einen Menschen: Maria.

„Er braucht eine Frau, eine Mutter, die seinen Sohn als Mensch zur Welt bringt. Das ist die Jungfrau Maria, die wir mit dieser Vesper heute Abend ehren. Sie war ganz frei. In ihrer Freiheit hat sie Ja gesagt. Sie hat für immer das Gute getan. So hat sie Gott und den Menschen gedient. Sie hat so Gott und den Menschen gedient. Halten wir uns ihr Beispiel vor Augen, wenn wir wissen wollen, was Gott von uns als seinen Kindern eigentlich erwartet.“

Was der Papst in seiner Predigt in aller Kürze darlegte, wurde danach noch einmal ausführlicher Thema. Die Veranstalter hatten die Messdiener im Vorfeld gefragt, was für Fragen sie dem Papst stellen wollten, daraus wurden dann einige Fragen zusammen gestellt, die von vier Ministranten vorgetragen wurden. Dabei ging es zunächst um die Rolle von jungen Menschen in der Kirche.

Der Papst antwortete, dass jeder Mensch seine Aufgabe habe, wenn es um das Gemeinwohl gehe, aber:

„Wir Jünger des Herrn haben eine weitere Aufgabe, nämlich die, „Kanäle“, Verbindungslinien zu sein, welche die Liebe Jesu weitergeben. Und in dieser Aufgabe habt ihr, Jugendliche und junge Erwachsene, eine besondere Rolle: Ihr seid aufgerufen, euren Altersgenossen von Jesus zu erzählen – nicht nur innerhalb der Pfarrgemeinde oder eures Verbandes, sondern vor allem außerhalb. Das ist eine Aufgabe, die besonders euch zukommt, weil ihr mit eurem Mut, mit eurer Begeisterung, mit eurer Spontaneität und Kontaktfreudigkeit leichter das Denken und das Herz derer erreicht, die sich vom Herrn entfernt haben. Viele junge Menschen eures Alters haben ein ungeheures Bedürfnis nach jemandem, der ihnen mit seinem Leben sagt, dass Jesus uns kennt, uns liebt, uns verzeiht, mit uns unsere Schwierigkeiten teilt und uns mit seiner Gnade unterstützt.“

Weiter ging es um die Situation der Jugendlichen: Ihr Engagement sei manchmal nicht leicht, vor allem in der Konkurrenz zu Sport oder Musik oder in den Augen von Freunden, die das nicht verstünden.

„Da muss man sich ein bisschen organisieren, die Dinge in ausgewogener Weise planen … aber ihr seid Deutsche, und das klappt bei euch! Unser Leben besteht aus Zeit, und die Zeit ist ein Geschenk Gottes, darum muss man sie für gutes und fruchtbares Tun einsetzen. Vielleicht vergeuden so manche junge Menschen zu viele Stunden mit unnützen Dingen: Das können das Chatten im Internet oder mit dem Handy oder auch Fernsehserien sein. Unter den vielen Dingen, die zu unserer täglichen Routine gehören, sollte es vorrangig sein, uns an unseren Schöpfer zu erinnern, der uns leben lässt, der uns liebt und der uns auf unserem Lebensweg begleitet.“
Auch das Thema der Wallfahrt wurde in den Fragen noch einmal genannt: Im Leben gebe es viele Regeln, in Schule und Ausbildung, in der Familie. Also, wollten die Ministranten wissen, was es heißt, diese Freiheit im Alltag wirklich zu leben.

„Eben weil Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat, haben wir von ihm auch dieses große Geschenk der Freiheit erhalten. Wenn wir die Freiheit aber nicht gut gebrauchen, kann sie uns von Gott weit weg führen, kann uns die Würde verlieren lassen, die er uns verliehen hat. Daher sind Orientierungshilfen, Anweisungen und auch Regeln nötig – sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Kirche – um uns zu helfen, den Willen Gottes zu tun und auf diese Weise entsprechend unserer Würde als Menschen und als Kinder Gottes zu leben. Liebe junge Freunde, gebraucht eure Freiheit nicht falsch! Vertut nicht eure große Würde als Kinder Gottes, die euch geschenkt ist. Ihr werdet die echte Freude finden, weil Gott will, dass wir vollkommen glücklich und sinnerfüllt sind. Nur wenn wir uns dem Willen Gottes fügen, können wir das Gute vollbringen und Licht der Welt wie auch Salz der Erde sein!“

Zum Abschluss reichten sich Ministranten und Bischöfe, Vorbereiter und Chor, Papst und Teilnehmer alle die Hände. Der Dienst der Ministranten ist von Gemeinschaft geprägt, diese Gemeinschaft sichtbar zu machen: Dieses Zeichen rundete das Treffen auf dem Petersplatz ab.

(rv 06.08.2014 ord)








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