China: Bischof beklagt Regierungskampagne gegen Kirchen
Eine bereits über Monate andauernde Kampagne der chinesischen Regierung gegen katholische
und protestantische Kirchen hat Vincent Zhu Waifang, Bischof aus der chinesischen
Diözese Wenzhou, beklagt. Die anhaltende Zerstörung von Kirchengebäuden und die Entfernung
von Kreuzen durch die Behörden würden zur „sozialen Instabilität“ beitragen und sei
reale Christenverfolgung, so der Bischof in einem Hirtenbrief, den die vatikanische
Nachrichtenagentur „AsiaNews“ am Montag veröffentlichte. Die Gläubigen rief Bischof
Zhu auf, ihre Rechte und Würde "durch starken Glauben" zu verteidigen.
Angefangen
habe die „falsche und ungerechte“ Kampagne bereits zu Jahresbeginn mit der Entfernung
des Turmkreuzes einer protestantischen Kirche in der Stadt Sanjiang, erinnerte der
88-jährige Bischof, der selbst 16 Jahre im Arbeitslager und sieben Jahre im Gefängnis
verbracht hatte. Er entschuldigte sich für seine späte Reaktion: Er habe ursprünglich
ein rasches Ende der Kampagne erwartet, doch sei die Lage stets schlimmer geworden.
Nachdem die chinesischen Behörden anfangs Kirchen ohne Baugenehmigung zerstört hätten,
gingen sie inzwischen längst auch gegen legal errichtete Gotteshäuser vor.
Inoffiziellen
Zählungen zufolge, wurden in der chinesischen Provinz Zhejiang, in der die Diözese
von Wenzhou liegt, in den vergangenen Monaten 229 christliche Kirchengebäude zerstört
oder dessen Kreuze entfernt. 25 katholische Gotteshäuser wurden angegriffen sowohl
der Staats- als auch der Untergrundkirche. Mehrere Christen wurden bei Zusammenstößen
mit der Polizei verletzt, als sie die Kirchen vor der Zerstörung schützen wollten.
Eine Priesterinitiative der Diözese forderte vergangenen Donnerstag von der
Provinzregierung ein Ende der Zerstörungen. Zwar seien bei manchen Kirchenbauten sehr
wohl genehmigte Maße übertreten worden, doch habe man sich bei den Baufortschritten
dennoch an das Gesetz gehalten. Die Behörden könnten sich auf kein Gesetz berufen,
wonach in einem bestimmten Gebiet nur ein Kreuz auf einer Kirche erlaubt oder Turmkreuze
gänzlich verboten seien, hieß es in der Petition. Da die Kirchen durch Spenden der
Katholiken errichtet worden seien, habe die Regierung bei den Gläubigen viel Vertrauen
eingebüßt.
Die Diözese Wenzhou, der rund 110.000 Katholiken angehören, sprach
von einer „tragischen und hässlichen Rückkehr der Kulturrevolution“. Die Diözesanwebsite,
auf der Zhus Brief in der Vorwoche veröffentlicht wurde und daraufhin rasche Verbreitung
im Internet fand, wurde am Samstag von der Regierung geschlossen.