Libyen: Land im Machtvakuum und Stellvertreterkrieg
Ausländer und Nicht-Muslime
in Libyen befürchten, dass das Land nicht nur anarchische Züge sondern komplett von
islamistischen Kräften eingenommen wird. Deshalb versteckten sich die meisten von
ihnen, so Bischofsvikar von Benghasi Sylvester Magro, gegenüber Radio Vatikan. Gerade
Christen fühlen sich bedroht.
„Wir haben alle das schreckliche Schicksal
eines Philippinos vor Augen, der hier getötet wurde. Viele Christen in Libyen kommen
aus den Philippinen oder Indien. Einige von ihnen wurde entführt. Mehr wissen wir
nicht. Doch ich muss ehrlich sein und sagen, dass es bisher keine gezielte Christenverfolgung
in Libyen gibt.”
Die Katholiken hätten Angst und blieben den Gottesdiensten
fern, deshalb finden die Messen jeweils am Freitag und die meisten Priester zelebrieren
die Liturgie bei den Gläubigen zuhause.
„Wir alle hier warten, dass sich
jemand für ein Ende der Gewalt einsetzt. Ich denke insbesondere an die Vereinten Nationen.
Dieses gegenwärtige Chaos führt das Land in den Ruin. Die Gesellschaft wird hier immer
mehr auseinandergerissen, es herrschen Hass, Spannungen und Gewalt. Nur die UNO könnte
da meiner Meinung helfen, wieder Ruhe und Ordnung zu bringen.“
Auch in
der Hauptstadt Tripolis ist die Lage angespannt und vor allem rund um den Flughafen
kommt es seit Wochen zu Kämpfen. Eine fehlende Regierung und ein Stellvertreterkrieg
von islamistischen Misrata-Birgaden gegen die säkularen Revolutionsbrigaden aus al-Sintan
sorgen für ständige Unruhen. Alle gegen alle, sei das Motto vor Ort. Mehrere Staaten
brachten ihre Diplomaten in Sicherheit und forderten ihre Bürger zur Ausreise aus
dem nordafrikanischen Land auf.