2014-07-29 11:52:31

Vatikan: Historiker über Diplomatie im Ersten Weltkrieg


RealAudioMP3 Vor einhundert Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. In vielen Veranstaltungen an vielen Orten auf der ganzen Welt wird in diesen Tagen der Opfer des Weltkrieges gedacht. Als der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo ermordet wurde, war Pius X. Papst in Rom. Er starb am 20. August des gleichen Jahres an einem, wie man bis heute sagt, wegen des Krieges gebrochenen Herzen. Ihm folgte Benedikt XV. nach, ein Papst, der sich in der internationalen Diplomatie bestens auskannte. John Pollard ist Professor für Geschichte und Autor des englischen Buches „Benedict XV. The Unknown Pope and the Pursuit of Peace“. Über die Interessen des Vatikans in der Zeit des Ersten Weltkrieges sagte Pollard gegenüber Radio Vatikan:


„Grundsätzlich sah sich der Vatikan in der Verpflichtung, die Machtverhältnisse vor Ausbruch des Krieges zu sichern, um so das Gleichgewicht zwischen dem katholischen Österreich-Ungarn auf der einen Seite und dem protestantisch geprägten Deutschland auf der anderen zu erhalten. Es ging dem Vatikan aber auch um das Gleichgewicht zwischen Österreich-Ungarn und Russland, dem orthodoxen Staat. Es gab eine gewisse Paranoia vor der Orthodoxie. Über die ganze Zeit des Totalitarismus hinweg wurde die Orthodoxie als eine Bedrohung gesehen.“


Die Diplomatie des Heiligen Stuhls ist bekannt für ihre Wirksamkeit. Während des Ersten Weltkriegs wurde zunehmend auch die Telekommunikation genutzt, um diplomatische Ziele zu erreichen, sagt Professor Pollard:


„Der Vatikan verfügte über Telegrafen und kommunizierte über schriftliche Noten, die die Vertreter des Vatikans überbrachten. Man erreichte auch die Nationen, zu denen der Vatikan keine diplomatischen Beziehungen unterhielt. Der Vatikan kommunizierte auch mit Präsident Wilson in den USA und versuchte ihn mit Nachdruck zu überzeugen, dass Amerika nicht in den Krieg eintritt.“

(rv 29.07.2014 mch)








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