2014-07-25 14:51:08

Österreich: „Antisemitische Übergriffe fallen nicht vom Himmel“


RealAudioMP3 „Antisemitische Übergriffe fallen nicht vom Himmel sondern gedeihen auf einem bestimmten Boden.“ Das hat der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich, Martin Jäggle, im Hinblick auf die Vorfälle beim Fußballspiel zwischen dem französischen Klub OSC Lille und dem israelischen Verein Maccabi Haifa im österreichischen Bischofshofen betont. Das Match war am Mittwoch in der 85. Minute abgebrochen worden, nachdem Zuschauer mit palästinensischen Flaggen auf das Feld gestürmt waren und Spieler von Haifa attackierten. Politiker aller Parteien und zahlreiche Organisationen hatten die Vorfälle kritisiert.

Die öffentliche Betroffenheit über die Vorfälle sei verständlich, zugleich seien die Vorfälle aber auch nicht verwunderlich in einer Gesellschaft, in der antisemitische Äußerungen in der Öffentlichkeit toleriert bzw. verharmlost würden, so Jäggle im „Kathpress“-Gespräch. All jene, die sich nach Bischofshofen schockiert zeigten, hätten schon davor das Wort erheben und jede antisemitische Tendenz verurteilen müssen. Als beispielhaft hob Jäggle in diesem Zusammenhang Außenminister Sebastian Kurz hervor. Nachdem dieser auf seiner Facebook-Seite am vergangenen Mittwoch einen Friedensappell zum Nahost-Konflikt gepostet hatte und daraufhin Dutzende User mit antisemitischen Kommentaren reagierten, schaltet Kurz die Staatsanwaltschaft ein.

Verständnis zeigte Jäggle für die Ängste der Israelitischen Kultusgemeinde, die nach Bischofshofen vor einem zunehmenden Antisemitismus in Österreich gewarnt hat. „Die Aktionen gefährlicher, rassistischer Palästinenserfreunde gegen eine in Österreich trainierende israelische Fußballmannschaft mit jüdischen und muslimischen Spielern in Bischofshofen haben gezeigt, dass alle roten Linien, die demokratische Meinungsäußerung von Hetze trennen, längst überschritten sind“, hielt Oskar Deutsch, Präsident des Bundesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden, in einer Aussendung fest. Jäggle sprach von „höchst berechtigten Ängsten“.

Im Hinblick auf den Gaza-Konflikt, den unmittelbaren Auslöser für die Übergriffe in Bischofshofen, meinte Jäggle, dass für jeden Staat und jede Demokratie, und damit natürlich auch für Israel, Kritik nötig sei. „Wenn das Existenz- und Verteidigungsrecht Israels in Frage gestellt wird in einer unqualifizierten Form, dann ist das aber eben nicht mehr eine sogenannte 'berechtigte' Kritik an Israel, sondern auch antisemitisch.“

Der Gaza-Konflikt sei militärisch nicht lösbar. Ein politischer Konflikt könne nur politisch gelöst werden. Appelle zur Einstellung der Kampfhandlungen müssten stets an beide Konfliktparteien gerichtet sein, alles andere wäre eine unberechtigte Parteinahme. Jäggle verwies zudem auf jüngste Aussagen von Erzbischof Silvano Tomasi, Vatikan-Vertreter bei der UNO in Genf. Dieser hatte u.a. an die Medien appelliert, über die Vorkommnisse sachlich zu berichten. Dem sei wenig hinzuzufügen, so Jäggle.

Der Präsident der Koordinierungsausschusses verwies auf Papst Franziskus und seine wiederholten Aufrufe zum Gebet und Dialog im Nahen Osten. Vor allem auch sein jüngster Besuch in Jordanien, Palästina und Israel sei wichtiges Hoffnungszeichen, „das noch lange nicht erloschen ist“.

(kap 25.07.2014 mg)







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