Israel/Palästina: Fassungslosigkeit über die Bombardements
US-Außenminister John
Kerry ist an diesem Mittwoch in Tel Aviv eingetroffen. Dort will er zwischen den Vertretern
Israels und den Palästinensern vermitteln. Unter anderem sind Treffen mit Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud
Abbas geplant. Die Berichte aus dem Gaza-Streifen werden gleichzeitig immer dramatischer,
der UNO-Menschenrechtsrat ist zu einer Sondersitzung zusammen getreten und die UN-Hochkommissarin
für Flüchtlinge Navi Pillay diskutiert, ob Israels Handlungen nicht den Tatbestand
der Kriegsverbrechen erfüllen.
Peter Bray ist Rektor der katholischen Universität
Bethlehem. Im Gespräch mit Radio Vatikan fasst er die neuesten Entwicklungen zusammen:
„Das
Neueste, was wir gehört haben, ist, dass 640 Menschen getötet und etwa 4.000 verletzt
wurden. Ärzte aus den Krankenhäusern im Gaza-Streifen haben uns mitgeteilt, dass die
Menschen dort umgebracht werden. Sogar Krankenhäuser und Schulen wurden angegriffen.
Inzwischen gehen auch die Nahrungsmittel und das Wasser zur Neige, die Stromversorgung
ist zusammengebrochen. Die Menschen sind in einer verzweifelten Situation.“
Am
Pfingstsonntag hatten Israels Präsident Schimon Peres, Palästinenserpräsident Mahmud
Abbas und Papst Franziskus zusammen für den Frieden in der Region gebetet. Dies machte
den Menschen Hoffnung, dass es keine Gewalteskalation mehr gibt. Bruder Peter Bray:
„In
den sechs Jahren, in denen ich hier lebe, habe ich gelernt, immer das Unerwartete
zu erwarten. Es war klar, dass das israelische Militär auf die Ermordung der Jugendlichen
reagieren würde. Die israelische Regierung sagt, sie hätte das Recht, Israel zu verteidigen.
Das ist sicher richtig. Aber was jetzt geschieht ist ein Angriff auf alle Palästinenser.
Ich denke vor allem an die vielen Unschuldigen, die jetzt im Zentrum des gewalttätigen
Konflikts stehen. Das Ausmaß des Bombardements ist nicht zu akzeptieren“.
Die
Universität Bethlehem, deren Rektor Bray ist, wurde vor 40 Jahren von Papst Paul VI.
gegründet, hier studieren christliche und nicht-christliche Studenten gemeinsam. Während
in Gaza Bomben fallen, erlebe er die Situation in Bethlehem sehr merkwürdig.
„Es
ist fast schon surreal. Das Leben hier geht so weiter, als ob nichts passiert sei,
obwohl nur wenige Kilometer entfernt ein Blutbad stattfindet. In den letzten Nächten
hat man Schüsse gehört und Blendgranaten des israelischen Militärs gesehen. Aber Opfer
gab es hier bislang keine.“