Islamische Theologie an der katholischen Fakultät: „Das Religiöse ist immer auch politisch“
Folge 2: Fribourg
– wir sind noch in der Westschweizer Stadt, die beide Sprachen spricht, Deutsch und
Französisch. Das merkt man auch an der Universität hier, hier hat die katholische
Theologie zwei Abteilungen, für jede der Sprachen eine. Aber deswegen sind wir nicht
hier. Wir sind auf dem Weg zum Rektor der Hochschule, Dominikanerpater Guido Vergauwen.
Er ist dabei, ein Zentrum für islamische Theologie zu etablieren, und zwar an seiner
Fakultät, der Fakultät für katholische Theologie. Theologie sei auch immer politisch,
sagt der Theologe, bei dem Zentrum gehe es deswegen nicht nur um reine Wissenschaft,
sondern auch um Dialog, um gegenseitigen Respekt und um das sich Begegnen auf Augenhöhe.
„Das
Religiöse ist immer auch politisch“, sagt Pater Guido. „Tatsächlich ist das Projekt
langfristig aus Fragen entstanden, die zu tun haben mit der Integration der islamischen
Bevölkerung. Natürlich kommen dann sofort auch politische Rückfragen, die mit der
Integration zusammen hängen.“ Das mit der Theologie beginnt also politisch, mit einer
Bundesparlamentsinitiative 2009, es sollte um eine „Schweizerisierung“ der Muslime
gehen, sagt Pater Guido. Von diesen rein politischen Absichten hat sich das Projekt
aber seitdem emanzipiert. Auch wenn es noch nicht Realität ist – die politischen Rückfragen,
von denen der Rektor spricht, sind ganz konkrete Anfragen einer Schweizer Partei –
geht es doch einen wissenschaftlichen, nicht einen politischen und damit verzweckten
Weg.
Die Idee: Ein Zentrum „Zentrum für Glauben und Gesellschaft“ einzurichten,
an dem fest ein katholischer Theologe mit Spezialisierung doziert – an einer katholischen
Fakultät muss das so sein – und dazu ein muslimischer Gelehrter als Gastprofessor
unterrichtet. Es soll außerdem ein Schweizer Zentrum werden, erklärt Vergauwen noch,
kein Fribourger. Es gehe das ganze Land an. „Es geht darum, dass Moslems in der Schweiz,
immerhin 4,9 % der Bevölkerung; dass diese Menschen die hier leben und arbeiten, die
ihre Kinder hier erziehen auch an einem Ort die Möglichkeit haben, sich selbst und
ihre Religion auszulegen. Und dazu braucht es nicht einfach eine rein theoretische
Auseinandersetzung mit dieser Religion, das wäre Islamwissenschaft, sondern wirklich
islamische Theologie.“