Anglikanische Kirche in England sagt Ja zu Bischöfinnen
351 waren dafür, 72 dagegen, und zehn enthielten sich der Stimme: Die anglikanische
‚Kirche von England’ akzeptiert damit Frauen im Bischofsamt. Die Synode, die seit
Freitag in York tagte, erzielte ein historisches Ergebnis. Die bekannten Unterstützer
und Befürworter der Weihe von Bischöfinnen waren der Erzbischof von Canterbury Justin
Welby sowie Premier David Cameron. 2012 war die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen
noch auf einer Generalsynode zurückgewiesen worden, allerdings mit nur zwölf Stimmen
Mehrheit. Rémy Bethmont ist Experte für britische Geschichte und Zivilisation, er
lehrt in Paris und erklärt für Radio Vatikan, dass die ,Church of England’ mit dieser
Entscheidung keineswegs die Vorreiterrolle innerhalb der anglikanischen Weltgemeinschaft
hat.
„Man muss die Sache in einem internationalen Kontext sehen. Frauen
als Bischöfe gibt es in der anglikanischen Kirche schon seit langer Zeit. Die Kirche
von England ist ja nicht die einzige anglikanische Kirche auf der Welt! Die US-Episkopalkirche
hat schon in den achtziger Jahren damit begonnen, Frauen zu Bischöfen zu weihen. Auch
in den anglikanischen Kirchen Australiens, Neuseelands und Kanadas gibt es längst
Bischöfinnen - das ist also alles andere als eine Premiere in der anglikanischen Welt.
Die Kirche von England tut nichts anderes, als sich einer wachsenden Zahl anglikanischer
Kirchen anzuschließen, die das Bischofsamt für Frauen geöffnet haben.“
Seit
zwei Jahrzehnten gebe es auch in der Kirche von England bereits Priesterinnen - da
sei die Bischöfin gewissermaßen der nächste logische Schritt. Man habe das Thema lange
genug hin und her gedreht. Eine Austrittswelle aus Protest gegen das Bischofsamt für
Frauen sieht der Experte jetzt nicht losrollen.
„Die, die die Kirche wegen
der Bischofsweihe für Frauen verlassen wollten, haben sie längst verlassen, glaube
ich. Die, die noch da sind, haben sich allmählich an den Gedanken gewöhnt, dass eine
Mehrheit in ihrer Kirche Bischöfinnen will. Sie sind außerdem zufrieden mit den Maßnahmen,
die ihr Gewissen schützen sollen.“
Diese Maßnahmen haben die Bischöfe nach
langem Ringen in allen Details festgelegt. Ausgangspunkt: Jeder Bischof ist vollgültig
Bischof, egal ob er ein Mann ist oder eine Frau. Aber wenn eine Bischöfin in einer
Pfarrei auf schwere Gewissensvorbehalte gegen sie stößt, dann überträgt sie ihre pastorale
Zuständigkeit für diese Pfarrei auf einen anderen (männlichen) Bischof. Voraussetzung
ist, dass der entsprechende Pfarrgemeinderat das mit Zweidrittel-Mehrheit beantragt
hat. Bethmont glaubt, dass dieses System funktionieren wird. Und er glaubt auch nicht
an eine Verschlechterung in den Beziehungen zwischen anglikanischer und katholischer
Kirche nach dem Votum von York.
„Auch hier gilt: Die Beziehung zwischen
Anglikanern und Katholiken lässt sich nicht allein auf die Beziehung zwischen der
Kirche von England und der Kirche von Rom reduzieren. In diesen Beziehungen wird längst
der Tatsache Rechnung getragen, dass es in der anglikanischen Gemeinschaft Bischöfinnen
gibt. Es stimmt, dass sich unter dem neuen Papst Franziskus und dem anglikanischen
Primas Justin Welby der Ton in den Beziehungen verbessert hat - ich wüsste nicht,
warum sich das jetzt ändern sollte.“