Angesichts der neuen
Eskalation im Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser haben die Christen im Gazastreifen
nun Angst vor möglichen Übergriffen durch Extremisten. Das sei vor Hintergrund des
kriegsähnlichen Zustands eine zusätzliche Belastung, sagte Pater Jorge Hernandez,
Pfarrer in Gaza, an diesem Samstagmorgen gegenüber Radio Vatikan:
„Die Christen
erleben die Situation wie jeder andere Palästinenser in Gaza, unter Bomben und in
Gefahr. Zugleich haben wir Angst, dass es eine Reaktion gegen die Christen geben könnte.
Bislang haben wir so etwas – dem Himmel sei Dank – nicht erlebt. Aber wenn man sich
die Art und Weise ansieht, wie in anderen Regionen reagiert wird, könnte man an so
was denken. Die Christen haben also doppelt Angst.“
Der gegenseitige Beschuss
mit Raketen auf israelische Städte und Ziele im Gazastreifen ging derweil in der Nacht
zum Samstag weiter. Durch die Geschosse der Extremisten der Hamas und des Islamischen
Dschihad wurden bisher ein Israeli schwer und sieben weitere leicht verletzt; auf
palästinensischer Seite kamen seit Dienstag mehr als 100 Palästinenser ums Leben –
vor allem Zivilisten, darunter mehr als 20 Kinder. Auch in der vergangenen Nacht haben
viele Palästinenser kein Auge zugetan, die Nerven liegen blank. Pater Hernandez:
„Heute
Nacht hat die Bombardierung keine Minute lang aufgehört, und der Beschuss geht immer
noch weiter. Wir können unsere Häuser nicht verlassen. Jetzt gibt die akute Gefahr
einer Bodeninvasion – das wird schrecklich, denn ein Teil des Heeres der Hamas ist
schon in Alarmbereitschaft, es wird einfach schrecklich werden.“
Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte einen Einsatz israelischer Bodentruppen
nicht ausgeschlossen, um den Beschuss auf israelische Ziele zu stoppen. Hunderte Raketen
sind seit Wiederaufflammen des Konfliktes in Israel niedergegangen; Israel feuerte
auf insgesamt über 1.000 Ziele in den Plästinensergebieten. Die Präsenz der Kirche
in Gaza sei angesichts der dramatischen Lage ein „Trost“ für die Christen dort, wenn
man sich aber ansonsten auch ziemlich hilfslos fühle, ergänzt Pater Hernandez:
„Viele
Menschen haben uns gebeten, nicht fortzugehen, an ihrer Seite zu bleiben – viel mehr
können wir auch nicht tun, oder?“