Wie das Internetportal ankawa.com am Freitag berichtet, hätten die Dschihadisten der
ISIS in Mossul mittlerweile das islamische Recht eingeführt. Verwiesen wird auf Salama
al-Khafaji von der irakischen Kommission für Menschenrechte, die sich über eine Kopfsteuer
geäußert hatte, die ISIS-Truppen in den eroberten Städten für Nichtmuslime eingeführt
hätten. Die in Mossul verbleibenden Christen müssten an die Terrortruppen eine Mindestzahlung
von 250 US-Dollar leisten, 500 für ein Paar.
Im irakischen Mossul spitzt sich
die Situation infolge zunehmender Luftangriffe durch die irakische Armee seit einigen
Tagen immer mehr zu. Die Zivilisten würden die Stadt verlassen, während die Milizionäre
weiterhin ganze Stadtviertel kontrollieren und bewaffnete Gruppen auch in christliche
Kirchen eindringen. Das hat der chaldäische Erzbischof von Mossul, Amel Shamon Nona,
gegenüber der römischen Nachrichtenagentur „Fides“ erklärt.
In den ersten
Tagen nach der Eroberung Mossuls durch die Gruppe „Islamischer Staat im Irak und Levante“
(ISIS) vor dreieinhalb Wochen hätten muslimische Gruppen die Kirchen bewacht, um sie
vor Plünderungen zu schützen. Mitte dieser Woche seien jedoch laut dem Erzbischof
bewaffnete Gruppen in die syrisch-orthodoxe St. Efrem-Kirche und in die syrisch-katholische
St. Pauls-Kirche eingedrungen und hätten in letzterer binnen zehn Minuten Kreuz und
Altar entfernt.
Wie die britische evangelikale Tageszeitung „Christian Today“
berichtete, würden mittlerweile in Mossul keine Sonntagsmessen mehr gehalten - erstmals
nach 1.600 Jahren. Laut dem chaldäisch-katholischen Erzbischof des nordirakischen
Erbil, Bshar Warda, seien derzeit die meisten in Mossul beheimateten Christen auf
der Flucht. Keinen Erfolg hatten bisher kirchliche Initiativen zur Freilassung der
beiden am 28. Juni zusammen mit drei Waisenkindern entführten Schwestern.
Die
finanzielle Situation in der umkämpften Stadt sei allerdings extrem schwierig, außer
Gemüseständen gebe es keine Arbeitsmöglichkeiten mehr, wird Al-Khafaji zitiert. Die
Politikerin berichtete von einem Vorfall, bei dem weibliche Mitglieder einer christlichen
Familie von ISIS-Truppen vor den Augen der anderen Familienmitglieder vergewaltigt
wurden, als sie die Steuer nicht bezahlen konnten. Mehrere Christen hätten daraufhin
Suizid verübt.