D: Mindestlohn garantiert noch keine Lohngerechtigkeit
Der Mindestlohn allein
garantiert noch keine Lohngerechtigkeit. Das gibt der Caritasverband zu bedenken.
Im Interview mit dem Domradio spricht Verbandspräsident Peter Neher über die Folgen
des Mindestlohns in Deutschland. Der Bundestag hat am Donnerstag mit den Stimmen der
Union, der SPD und der Grünen ein Gesetz verabschiedet, mit dem erstmals in Deutschland
ein flächendeckender Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ab 2015 eingeführt werden soll.
Caritaspräsident Neher kommentiert den Schritt folgendermaßen:
„Ganz grundsätzlich
ist ein Mindestlohn ein wichtiger Baustein im Blick auf eine gerechte Entlohnung und
gegen Niedriglöhne. Wir dürfen uns aber nicht vormachen, dass das auch ein Mindestlohn
ist, der sehr knapp bemessen ist, um künftig Altersarmut zu vermeiden oder überhaupt
ein auskömmliches Einkommen zu sichern.“
Die deutschen Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen hätten großen Bedarf an einer gerechten Entlohnung, so Neher. Jeder
Einzelne, auch diejenigen, die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sollten sich Gedanken
über gerechte Entlohnung machen, appelliert der Caritas-Präsident:
„Zu einem
Mindestlohn gehören ja auch die dazu, die bereit sind, die Kosten zu tragen. Wer grundsätzlich
immer nach Schnäppchen schielt oder den Friseur haben möchte, der für 5,50 Euro die
Frisur macht, der muss selber überlegen: Was kann jeder einzelne dafür tun, damit
eine gerechte Entlohnung stattfindet? Das schafft man allein mit einer Gesetzeslage
zum Mindestlohn nicht.“
Es gehe grundsätzlich um die Frage, wie viel Arbeit
wert sei und wie Arbeitsleistung von Menschen anerkannt werde, führt Neher weiter
aus:
„Und dies nicht nur grundsätzlich, sondern ganz konkret – das gilt
dort, wo ich mir eine Dienstleistung einkaufe oder etwas erwerbe. Ich glaube, das
ist unsere Aufgabe auch als Caritas, hier tatsächlich diesen gesellschaftlichen Diskussionsprozess
mit zu befördern und entsprechend voran zu bringen, dass tatsächlich dieses Bewusstsein
vom Wert der Arbeit über die Frage des Mindestlohns weit hinausgeht.“