2014-06-30 12:54:35

Rumänischer Theologe: „Orthodoxe Welt spielt derzeit verrückt“


RealAudioMP3 Die orthodoxe Welt leidet an der Lage in der Ukraine. Deshalb sei der Weg zu dem von vielen Gläubigen wie Theologen herbeigesehnten panorthodoxen Konzil noch weit und steinig: Das hat der rumänisch-orthodoxe Theologe Radu Preda im Gespräch mit „Kathpress“ betont. Ein Konzil sei mittelfristig „unwahrscheinlich“, da die Protagonisten – allen voran der Moskauer Patriarch Kyrill I. sowie der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. – „zu unterschiedlich“ seien. Ein anderer Grund sei, dass die orthodoxe Welt derzeit „verrückt spielt“, so Preda im Blick auf die Situation in der Ukraine. Dort gebe es enormes Konfliktpotenzial, da das Moskauer Patriarchat „eine Art Protektorat“ für die Ukraine in Anspruch nehme.

Seit April ist Preda Leiter des staatlichen rumänischen „Instituts zur Erforschung der kommunistischen Verbrechen und der Erinnerung des Rumänischen Exils“ in Bukarest. Zuvor lehrte Preda Sozialethik an der Fakultät für Orthodoxe Theologe der Universität von Cluj-Napoca.

Probleme zwischen Moskau und Bukarest
Zahlreiche innerorthodoxe Probleme gebe es aber auch zwischen Moskau und der rumänischen Orthodoxie, zwischen Moskau und der orthodoxen Kirche in Moldau, in Estland und Serbien. „Egal wo man hinblickt: Die orthodoxen Kirchen haben immer noch eine breite Agenda von Themen, die vor einem Konzil gelöst werden müssen, sonst droht einem solchen Konzil der Kollaps, da alle wichtigen Entschlüsse einstimmig gefasst werden müssen“, so der Theologe. Sein Resümee: „Wir haben zu wenig für die Vorbereitungen getan.“ Das betreffe nicht nur die kirchliche Hierarchie, sondern auch eine fehlende Einbeziehung der kirchlichen Basis: „Die Gläubigen müssen einen solchen Synod mittragen, da dessen Geltung und Relevanz nicht von Papieren abhängt, sondern von der Rezeption unter den Gläubigen.“

Probleme mit Nicht-Orthodoxen
Die Frage der Rezeption stelle laut Preda darüber hinaus auch das zentrale Problem in der Ökumene mit den nicht-orthodoxen Kirchen dar. „Wir wiederholen in der Orthodoxie den Fehler, den bereits andere Konfessionen begangen haben: Wir kümmern uns zu wenig um die Rezeption.“ Ökumene sei schließlich „keine religiöse Lyrik“, sondern „ein Weg, sich seiner eigenen Identität bewusster zu werden und sich davon ausgehend dem anderen zu öffnen“. Das gehe nur durch Kenntnis der Dokumente und durch Aneignung dieser Dokumente bis zur kirchlichen Basis. „Ich glaube, die Ökumene leidet unter der gleichen Krankheit wie die Demokratie: Sie wird zu wenig gelebt, obwohl sie allen als bester Weg gilt. Aber auf diesem Weg sind immer weniger unterwegs.“

(kap 30.06.2014 mg)








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