Ungewissheit über
die Zukunft der sudanesischen Christin Meriam Yahya Ibrahim: Die 27-jährige Ärztin,
die nach einem Todesurteil wegen angeblichen Abfalls vom Islam freigelassen und danach
neuerlich festgenommen wurde, könnte einer Haft von fünf Jahren entgegensehen. Der
Vorwurf lautet diesmal auf Dokumentenfälschung. Meriam hatte nach ihrer Freilassung
mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern versucht, in die USA zu fliegen; der
Ehemann hat neben der südsudanesischen Staatsbürgerschaft auch die US-amerikanische.
Meriam wurde noch am Flughafen von Khartum festgenommen. Der Sudan-Spezialist und
Leiter der Kombonianer-Zeitschrift „Nigrizia“, Pater Efrem Tresoldi, sagte uns:
„Das
sudanesische Außenamt hat die Botschafter des Südsudan und der USA einbestellt, um
diesen Fall zu klären. Der Vorwurf scheint ein wenig ungeheuerlich; offensichtlich
ist es bloß die Verbissenheit im Vorgehen gegen eine Person, die – laut Anklage –
schuldig ist, den islamischen Glauben verraten zu haben. Die Religionsfreiheit ist
nicht nur ein Recht, sie betrifft auch das Gewissen, das Innerste eines Menschen.
Ich würde sagen, die internationale Reaktion mit den drei Millionen Unterschriften
gegen das Todesurteil für Meriam, das in erster Instanz ausgesprochen wurde, ist ein
Hinweis auf das internationale Gewissen, das diesen Machtmissbrauch ablehnt.”
Die
sudanesischen Behörden bezweifeln, dass Meriam das Recht auf südsudanesische Dokumente
hat; die südsudanesische Botschaft teilte aber bereits mit, dass sie ein Anrecht darauf
habe, weil ihr Mann und ihre beiden Kinder ebenfalls die südsudanesische Staatsbürgerschaft
hätten. Die Verfassung des Sudan, in dem der Islam Staatsreligion ist, garantiert
seinen Bürgern per Verfassung Religionsfreiheit. Doch damit ist es nicht weit her,
erklärt Pater Tresoldi.
„Heute Christ im Sudan zu sein, heißt wirklich
auf des Messers Schneide zu leben. Seit der Unabhängigkeit des [überwiegend christlichen,
Anm.] Südsudan von 2011 werden Südsudanesen im Sudan als Verräter angesehen, als ob
die Christen an der Abspaltung die Schuld trügen. Das betrifft auch unsere Missionare,
die im Sudan ausharren. Einige Ordensgemeinschaften haben den Sudan bereits verlassen,
weil die Bedingungen für Missionare immer restriktiver werden.“