Sie hat Slobodan Milosevic
vor das UNO-Tribunal in Den Haag gebracht, sie setzte auch den Prozess gegen die Massenmörder
in Ruanda in Gang: Die Schweizerin Carla Del Ponte untersucht nun seit August 2011
Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Im Auftrag des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte
habe sie bereits genügend Beweise gesammelt, um die „wahren Schuldigen“ in Syrien
anzuklagen. Das sagt Del Ponte im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Tessinerin ist allerdings
sehr enttäuscht über die Tatenlosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft.
„Ich
kann es selber nicht verstehen. Es fehlt wohl ein politischer Wille, und ich frage
mich warum? Aber ich habe einfach keine Antwort darauf.“
Namen nennt sie
keine, und auch die Islamisten-Gruppe ISIS kommt nicht zur Sprache. Frau Del Ponte
hält sich bedeckt. Die ehemalige UNO-Chefanklägerin im Falle Jugoslawiens und Mafiajägerin
spricht stattdessen von den Fortschritten bei der internationalen Bekämpfung von Menschrechtsverletzungen.
Die Zusammenarbeit mit den UNO-Staaten sei gut, so Del Ponte.
„Allerdings
ist der Fall Syrien eine große Ausnahme: Da hat man den Eindruck, dass alle positiven
Schritte, die wir nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht haben, plötzlich verschwunden
sind. Ich hoffe sehr, dass sich dies in den kommenden Wochen rasch ändern wird. Es
kann doch nicht sein, dass die ganze Welt zuschaut und niemand etwas gegen die Menschenrechtsverletzungen
in Syrien unternimmt!“
Der Fall Syrien sei eine schwere Enttäuschung: Zuviel
Gewalt auf der einen, zuwenig Friedensideen auf der anderen Seite. Sie sei strikt
gegen Krieg, so Del Ponte, deshalb setze sie auf Diplomatie.
„Denn wer gegen
Krieg ist, muss gezwungenermaßen auf Verhandlungen setzen! Deshalb setzt die UNO-Kommission
darauf. Aber ich gebe zu, wir befinden uns an einem toten Punkt und kommen nicht vorwärts.
Wir hatten zwar bereits zwei Konferenzen hier in Genf, und die brachten keine Ergebnisse.
Dennoch: Ich sehe keinen anderen Ausweg als Verhandlungen.“
Damit müsse
dann aber auch die Verfolgung der Täter von Menschenrechtsverletzungen einhergehen,
fügt Del Ponte an.