Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat entschieden, gegen den ehemaligen
Präsidenten von Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, ein Verfahren wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit zu eröffnen. Die Nachricht lässt das Land geteilt zurück, berichtet
gegenüber Radio Vatikan Flavio Zanetti, Pfarrer in Morofé. Einige glaubten, dass jetzt
endlich der Gerechtigkeit Genüge getan werde; andere wiederum hielten das für Siegerjustiz,
so Zanetti.
„Die innere Spaltung des Landes ist noch nicht vollständig überwunden.
Es gibt einen Versöhnungs-Prozess, der aber ganz und gar nicht einfach ist, denn die
Spaltungen gibt es ja nicht nur zwischen den politischen Fraktionen.“
Auch
verliefen die Trennungen nicht dort, wo sie von außen oft vermutet würden, etwa zwischen
den Religionen im Land.
„Im Allgemeinen haben wir keine Probleme beim Zusammenleben,
es gibt auch eine gute Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen. Vor allem gibt
es die an der Basis: Wenn zum Beispiel Ramadan ist, hilft man den Muslimen bei ihrem
Fasten. Das sind alles Gesten der Solidarität. Wir leben hier nicht in einem Konflikt
zwischen Muslimen und Christen.“
Langsam kämen auch Investitionen ins Land,
berichtet der Pfarrer. Auch wenn es noch viel Unsicherheit gebe, betrachte man diesen
leichten wirtschaftlichen Aufschwung doch als ein gutes Zeichen. Und das, obwohl man
den Aufschwung noch nicht in der gesamten Gesellschaft zu spüren bekomme.
„Mehr
noch als der Unterschied zwischen Stadt und Land, Zentrum und Peripherie ist unser
Problem im Augenblick das zwischen Reich und Arm. Das Geld ist da, aber man kann nicht
sagen, dass es in die Taschen aller kommt.“
Hintergrund
Laurent
Gbagbo war von 2000 bis Dezember 2010 Präsident der Elfenbeinküste. Nach einer verlorenen
Wahl gegen seinen Herausforderer, den heutigen Staatschef Alassane Oattara, weigerte
sich Gbagbo, abzutreten. Das Land rutschte daraufhin in einen kurzen Bürgerkrieg.
Im April 2011 wurde Gbagbo mithilfe französischer Militärs gefangengesetzt und an
den Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. Das Gericht in Den Haag, das seit
2002 arbeitet, hat bisher nur in afrikanischen Staaten offizielle Ermittlungen durchgeführt.
Deswegen gilt es vielen Afrikanern als einseitig auf afrikanische Konflikte konzentriert.