2014-06-16 10:41:43

Elfenbeinküste: Gerechtigkeit oder Siegerjustiz?


Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat entschieden, gegen den ehemaligen Präsidenten von Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, ein Verfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu eröffnen. Die Nachricht lässt das Land geteilt zurück, berichtet gegenüber Radio Vatikan Flavio Zanetti, Pfarrer in Morofé. Einige glaubten, dass jetzt endlich der Gerechtigkeit Genüge getan werde; andere wiederum hielten das für Siegerjustiz, so Zanetti.

„Die innere Spaltung des Landes ist noch nicht vollständig überwunden. Es gibt einen Versöhnungs-Prozess, der aber ganz und gar nicht einfach ist, denn die Spaltungen gibt es ja nicht nur zwischen den politischen Fraktionen.“

Auch verliefen die Trennungen nicht dort, wo sie von außen oft vermutet würden, etwa zwischen den Religionen im Land.

„Im Allgemeinen haben wir keine Probleme beim Zusammenleben, es gibt auch eine gute Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen. Vor allem gibt es die an der Basis: Wenn zum Beispiel Ramadan ist, hilft man den Muslimen bei ihrem Fasten. Das sind alles Gesten der Solidarität. Wir leben hier nicht in einem Konflikt zwischen Muslimen und Christen.“

Langsam kämen auch Investitionen ins Land, berichtet der Pfarrer. Auch wenn es noch viel Unsicherheit gebe, betrachte man diesen leichten wirtschaftlichen Aufschwung doch als ein gutes Zeichen. Und das, obwohl man den Aufschwung noch nicht in der gesamten Gesellschaft zu spüren bekomme.

„Mehr noch als der Unterschied zwischen Stadt und Land, Zentrum und Peripherie ist unser Problem im Augenblick das zwischen Reich und Arm. Das Geld ist da, aber man kann nicht sagen, dass es in die Taschen aller kommt.“

Hintergrund

Laurent Gbagbo war von 2000 bis Dezember 2010 Präsident der Elfenbeinküste. Nach einer verlorenen Wahl gegen seinen Herausforderer, den heutigen Staatschef Alassane Oattara, weigerte sich Gbagbo, abzutreten. Das Land rutschte daraufhin in einen kurzen Bürgerkrieg. Im April 2011 wurde Gbagbo mithilfe französischer Militärs gefangengesetzt und an den Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. Das Gericht in Den Haag, das seit 2002 arbeitet, hat bisher nur in afrikanischen Staaten offizielle Ermittlungen durchgeführt. Deswegen gilt es vielen Afrikanern als einseitig auf afrikanische Konflikte konzentriert.

(rv 16.06.2014 ord)








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