Franziskus hat zum
Gebet für den Irak aufgerufen. Viele irakische Bürger, darunter zahlreiche Christen,
sind nach der Eroberung mehrerer Städte durch gewalttätige Islamisten auf der Flucht.
Franziskus kommentierte die aktuelle Lage an diesem Sonntag nach dem Angelus-Gebet:
„Mit
großer Sorge verfolge ich die Ereignisse der letzten Tage im Irak. Ich lade euch alle
ein, euch meinem Gebet für die teure irakische Nation anzuschließen, vor allem für
die Opfer und diejenigen, die am stärksten unter der Zunahme der Gewalt leiden – insbesondere
die vielen Menschen, darunter zahlreiche Christen, die ihr Zu Hause verlassen mussten.“
Dschihadisten
der islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (ISIS) haben
seit Anfang der Woche die nordirakische Großstadt Mossul und dann die gesamte Provinz
Ninive sowie weitere Städte und Regionen erobert. Allein aus Mossul flohen laut Angaben
der Internationalen Organisation für Migration 500.000 der drei Millionen Einwohner.
ISIS gilt als eine der radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten. Franziskus
betete für eine Besserung der Lage des irakischen Volkes:
„Ich wünsche der
ganzen Bevölkerung Sicherheit und Frieden und für die Zukunft Versöhnung und Gerechtigkeit,
so dass alle Iraker, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit, zusammen ihre
Heimat aufbauen können und sie zu einem Modell des Zusammenlebens machen können. Beten
wir alle zusammen ein Ave Maria für das irakische Volk.“
Am vergangenen
Mittwoch hatte der Chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako die Schaffung einer
„Regierung der nationalen Einheit“ im Irak gefordert, die zur Überwindung der Spaltungen
in der Gesellschaft beitragen und den Irak vor einer Zerstückelung bewahren solle.
Hunderttausende
auf der Flucht Laut Aussage des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR stehen Hunderttausende
Vertriebene im Nordirak vor Versorgungsproblemen. Viele der 300.000, die in die Kurdengebiete
um Erbil und Duhok geflohen seien, besäßen kaum mehr als ihre Kleider am Leib, teilte
das UNHCR am Freitag in Genf unter Berufung auf eigene Beobachter mit. Die USA hatten
der irakischen Regierung Unterstützung im Kampf gegen die Terroristen zugesichert.
Zuletzt hatte auch Iran Hilfe gegen die sunnitischen Kämpfer versprochen und dabei
überraschend Bereitschaft zur Kooperation mit den USA signalisiert.
Sorge
um Abwanderung der Christen Der Vatikan beobachtet die Entwicklungen im
Irak schon seit langer Zeit mit Sorge. Aufgrund der Gewalt, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit
im Land verlassen viele Christen diese historische Kernregion ihres Glaubens. Am vergangenen
Donnerstag hatte sich bereits der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo
Sandri, zur aktuellen Lage geäußert.
Unser Bild zeigt einen irakischen Jungen,
der vor den Islamisten aus Mossul floh, in einem Flüchtlingscamp nördlich von Bagdad.