Junge Leute in den
Favelas Brasiliens leben in diesen Tagen der WM in einer Situation der Abtrennung,
„fast wie Apartheid“. Das berichtet Robert Vignola, Mitarbeiter des „Hauses des Lächelns“,
aus der Favela Manguinhos in Rio. Die italienische NGO Cesvi unterhält dieses Haus,
um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Englisch oder Informatik zu lernen und
andere Formen der Unterstützung zu bekommen.
„Die jungen Menschen erleben
diese Weltmeisterschaft in großer Frustration, weil es riesige Investitionen gegeben
hat, um Stadien und Infrastruktur zu errichten, aber sie beklagen das völlige Fehlen
von Investitionen in den Gesundheitssektor. Sie haben keinen Zugang zu Bildung. Sie
sehen die Weltmeisterschaft als ein Ereignis nur für die Reichen. Sie sehen die Aktionen
der Regierung als Versuch, die Favelas im Dunkeln zu halten und diesen Aspekt der
Gesellschaft den angereisten Ausländern zu verschweigen.“
Das Leben dort
sei geprägt von Kriminalität, Drogen, Waffen und Analphabetismus. Dazu kämen alle
Jahre wieder Überschwemmungen, gerade in der Favela Manguinos. Für seine NGO berichtet
Vignola, dass man die Situation gewissermassen mit Subsahara-Afrika vergleichen könne,
auch wenn es heiße, Brasilien sei ein Wachstumsland.
„Es gibt in diesen
Tagen viel soziale Wut, die sich auch in Gewalt äußert, das ist an der Tagesordnung.
Auch bei fußballbegeisterten Jugendlichen gibt es diese Frustration und diese Sehnsucht,
in einem besseren Land zu leben, das Zugang zu Bildung und zum Gesundheitswesen ermöglicht,
und nicht in einem Land, das ausschließlich dargestellt wird als Land des Fußballs
und des Karnevals.“