2014-06-11 10:25:24

EU: Religionsgipfel - Sorge um Meriam


Kirchen und Religionen können die Demokratie in EU stärken. Das betonte der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso beim 10. Treffen der EU-Spitzenvertreter und führender Repräsentanten verschiedener Religionen in Brüssel. Kirchen und religiöse Gemeinschaften könnten deutlich zur Reflexion beitragen, wie EU-Bürger stärker in demokratische Prozesse einbezogen werden könnten, so Barroso. Das Treffen fand am Dienstag statt. Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz nahmen daran teil.

Die Delegation der katholischen Kirche leitete der Vorsitzende der EU-Bischofskommission (ComECE), Kardinal Reinhard Marx. Er rief die EU auf, bei den Themen Arbeitslosigkeit, Klimawandel und Migration zu handeln. „Wenn die EU konkrete Lösungen vorschlägt, dann wird sie auch besser akzeptiert werden“, so der ComECE-Vorsitzende. Insbesondere nahm Marx Bezug auf das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen Europa und den USA. Es biete die Chance, auf der Grundlage gemeinsamer westlicher, christlich geprägter Werte internationale Standards festzulegen. Zu den ethischen Fragen, die hinter dem Freihandelsabkommen stünden, gehöre vor allem die Frage, wer von dem Abkommen profitiere.

Europaparlaments-Vizepräsident Lazlo Surjan unterstrich die Rolle der Kirchen in der Eurokrise. „Kirchen und religiöse Gemeinschaften waren in der Krise eine Bastion gegen den Verfall sozialer Strukturen in Europa“, so Surjan. Zudem hätten die Religionen zu einer moralischen Besserung des Kontinents geführt. „Ihre Stimme zählt und muss gehört werden“, so der ungarische Politiker. Für die Zukunft Europas sei es wichtig, Religion nicht nur historisch zu betrachten, sondern auch zu sehen, dass sie für viele Bürger Quelle eines glücklichen Lebens sei.

Schweigeminute und Appell
Zu Beginn ihres Treffens legten die Teilnehmer eine Schweigeminute für die Opfer des Angriffs auf das jüdische Museum in Brüssel am 24. Mai ein. Aus Solidarität mit den Opfern der Bluttat des algero-französischen Islamisten Mehdi Nemmouche und als Zeichen gegen Antisemitismus hatten am Montag Imame und muslimische Verbandsvertreter aus Frankreich vor dem Museum eine Schweigeminute abgehalten.

Sorge um Meriam
Die EU-Spitzenvertreter und führenden Repräsentanten verschiedener Religionen drückten am Dienstag zudem ihre Sorge um die im Sudan zum Tode verurteilte Christin Meriam Yahya Ibrahim aus. Bei dem Treffen der Religionsführer in Brüssel riefen die Teilnehmer am Dienstag die Verantwortlichen im Sudan auf, die Frau umgehend freizulassen. Gemeinsam appellierten die Teilnehmer an die sudanesische Regierung, die international anerkannten Menschenrechte der Religions- und Glaubensfreiheit einzuhalten. Sie begrüßten den Schritt eines sudanesischen Berufungsgerichts, dem Aufruf von der Regierung und Menschenrechtsorganisationen zu folgen und Strafen auf Verletzungen der Glaubensfreiheit zu prüfen.

Ibrahim wurde im Mai von einem sudanesischen Gericht zum Tode verurteilt, weil sie vom Islam zum Christentum übergetreten war. Gemeinsam mit ihrem 20 Monate alten Sohn sitzt sie seither in Haft und brachte dort ein weiteres Kind zur Welt.

(kap 11.06.2014 mg)







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