Der neue Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat bei seiner Amtseinführung am Sonntag die
wichtige Rolle der koptischen Kirche in der ägyptischen Gesellschaft gewürdigt. In
seiner Rede an die Nation sprach al-Sisi, ein früherer General, ausführlich „von der
herausragenden Rolle der Kopten in der ägyptischen Geschichte“. Sie habe „einen entscheidenden
Beitrag zur Einheit der Nation geleistet“ und „allen, die Konflikte unter den Ägyptern
säen wollten, ihre Grenzen aufgezeigt“. Die koptische Kirche könne zusammen mit der
sunnitischen Universität al-Azhar in Kairo „einen wichtigen Beitrag leisten, um den
religiösen Diskurs von den Instrumentalisierungen zu befreien, die er in den letzten
Jahren erfahren hat“, so al-Sisi.
Eine so breite Würdigung der koptischen
Christen, welche ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, hat es aus dem Mund
eines ägyptischen Staatschefs noch nie gegeben. al-Sisi, der im Juli letzten Jahres
zunächst durch einen Putsch an die Macht kam und inzwischen Präsidentenwahlen durchführen
liess, braucht Verbündete. Viele Ägypter, vor allem auf dem Land, halten noch zu seinem
gestürzten Vorgänger Mohamed Mursi und der Bewegung der Muslimbrüder, aus der Mursi
kam. Sie wird von al-Sisi als Terrorgruppe eingestuft und bekämpft. Am Sonntagmittag
nahm der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. gut sichtbar neben dem Imam der
al-Azhar, Ahmed al Tayyeb, an der Zeremonie des Amtseids von al-Sisi teil. Auch während
der Rede des neuen Präsidenten an die Nation sass der koptische „Papst“ – wie schon
beim Juli-Putsch – in der Nähe des neuen Machthabers.