2014-06-09 11:06:25

Reaktionen aus Nahost: „Papst öffnet neue Horizonte“


RealAudioMP3 Die Friedens-Anrufung im Vatikan stößt auf positive Reaktionen im Heiligen Land: Die Einladung des Papstes sei „unerwartet“ und gleichzeitig „eine große Geste“ gewesen, urteilt Pater David Neuhaus vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem, im Gespräch mit Radio Vatikan . Neuhaus ist für die Hebräisch sprechenden Katholiken zuständig; aus seiner Sicht haben die Friedensgebete von Rom „neue Horizonte“ eröffnet.

„Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war, die Präsenz Gottes zu spüren. Wir merkten, dass Gottes Geist in jenen Momenten im Vatikan wirkte und seinen Hauch zu unseren Ländern schickte. Ich denke, dass nun ganz viele Gläubige im Heiligen Land neue Hoffnung schöpfen. Gott kann vieles bewirken. Wo der Mensch versagt, da kann Gott weiterhelfen.“

Die Bilder aus den Vatikanischen Gärten wurden auch in Israel und Palästina im Fernsehen ausgestrahlt, berichtet P. Neuhaus.

„Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich sagen, dass während der gesamten Zeremonie – das gilt aber auch für deren Vorbereitung – viele Israelis und Palästinenser verwirrt waren. Was macht jetzt der Papst? Was will er? Das waren die gängigsten Fragen, die hier gestellt wurden. Das ist aber ein gutes Zeichen, denn wenn die Menschen selbstsicher sind, dann riskieren sie, dass sich dann doch alles blockiert, weil der Mensch meist selbstgenügsam ist. Wenn der Mensch beginnt, Fragen zu stellen, dann gibt es meist Fortschritte.“

Religion und Politik gehen im Heiligen Land Hand in Hand: Das dürfe man nicht unterschätzen, so P. Neuhaus.

„Nun müssen wir uns überlegen, wie wir die Religion besser einbringen können. Bisher war es ja leider so, dass die Religion vor allem dazu da war, von der Politik instrumentalisiert zu werden. Die Religion galt bisher vor allem als Argumentationsgrund für politische Handlungen. Der Papst hat bereits bei seinem Besuch im Heiligen Land und nun beim Friedensgebt im Vatikan bewiesen, dass die Religion die Politik unterstützen kann, Frieden zu schaffen. Das ist ein wichtiger Wendepunkt.“

Nächstes Friedensgebet in Jerusalem?

Der Patriarchalvikar für Jerusalem, William Shomali, sieht es ähnlich wie P. Neuhaus. Weihbischof Shomali hofft nun, dass es zu weiteren Friedensgebeten mit Israelis und Palästinensern kommen wird. Er weiss, dass Papst Johannes Paul II. einst mit seinem Traum gescheitert war, große Religionsführer aus der Region im Heiligen Jahr 2000 zu einem Friedensgebet auf dem Berg Sinai zusammenzubringen.

„Das Zustandekommen des Friedensgebetes ist ein Wunder: Dass der Papst es geschafft hat, zwei – wir müssen das leider sagen – Feinde zu vereinigen, ist ein kleines Wunder. Dass sie sich zu einem Moment des Gebets zusammentreffen, ist ein anderes kleines Wunder. Sicher, jede Religion hat für sich gebetet, aber dennoch finde ich diese Geste wunderbar.“

Es sei ein historisches Ereignis, was im Vatikan stattgefunden habe, weil es erstmals zu einem solchen Treffen kam und auch weil es sich nicht um eine rein politische Veranstaltung für den Frieden im Heiligen Land handelte, so Shomali.

„Das Gebet geht sozusagen über die Spannungen, die es im Heiligen Land noch gibt, hinweg. Doch wir müssen auch festhalten, dass das Friedensgebet im Vatikan und nicht in Jerusalem stattgefunden hat. Jerusalem bleibt leider weiterhin eine Stadt voller Spannungen. Ich hoffe deshalb von ganzem Herzen, dass das nächste Friedensgebet hier in Jerusalem stattfinden wird.“

(rv 09.06.2014 mg)







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