Drei Religionen unter
einem Dach - das soll demnächst in Berlin Wirklichkeit werden: Ein gemeinsames „Bet-
und Lehrhaus“ für Christen, Juden und Muslime nimmt in der deutschen Hauptstadt langsam
Gestalt an. Das Konzept steht, der Entwurf für das Gebäude auch. Am Ort der früheren
Petrikirche, dem historischen Gründungsort Berlins, wurde in dieser Woche symbolisch
der erste Ziegelstein für den Bau übergeben, mit dem voraussichtlich im kommenden
Jahr begonnen werden soll. Träger des Projekts sind die evangelische Kirchengemeinde
St. Petri-St. Marien Berlin, das jüdische Abraham-Geiger-Kolleg und das muslimische
„Forum für Interkulturellen Dialog“. Die katholische Kirche ist über die neu eingerichtete
Stabsstelle interreligiöser Dialog und Weltkirche mit dem House in Kontakt.
Das
„House of One“ ist weltweit das erste Haus für drei Religionen, heißt es auf der Homepage
zur Initiative. Gemeinsam gebetet werden soll in dem Gebäude allerdings nicht, eher
parallel: Bei den Planungen seien die Religionsvertreter überein gekommen, dass drei
getrennte Gebetsräume eine zeitgemäße Lösung seien, berichtet der Pfarrer der evangelischen
Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien, Gregor Hohberg. „Jeder hat seins – es
wird eine Kirche, Synagoge und Moschee unter einem Dach. Und dazu wird es einen weiteren
Raum geben, den wir uns teilen, wo wir uns treffen und wo wir die Lehre zu der Religion
vermitteln wollen. Deshalb sagen wir jetzt auch bet- und Lehrhaus. Wir wollen schon,
dass das je Eigene der Religionen zu erkennen ist, aber eben unter einem Dach – das
Eigene nicht verstecken und zugleich Respekt vor dem anderen zeigen.“ Eine
„Einheitsreligion“ sei also keinesfalls das Ziel, auch kein „kleinster gemeinsamer
Nenner“ der Religionen – weder in theologischer noch ethischer Hinsicht, betonen
die Initiatioren. Die Idee für das „House of one“ entstand 2009 nach Fertigstellung
der archäologischen Grabungen der Stadt Berlin auf dem Südende der Museumsinsel. Am
Petriplatz, dem Gründungsort Berlins, sollte „etwas Zukunftsgewandtes, Visionäres
entstehen“, so Hohberg – darüber sei man sich schnell einig geworden.
„Wir
gehen ja an einen Ort, an dem für 750 Jahr Kirchen standen – die Petrikirchen, vier
nacheinander. Das ist der Ort, an dem Berlin geboren wurde, der älteste Ort der Stadt,
und da gibt’s die Fundamente der Kirchen noch. Wir wollen auf diesen Fundamenten etwas
machen, was mit der Stadt von heute zu tun hat, aber Stadt und Religion auch wieder
verknüpft – so wie es an diesem Ort immer war. Die Stadt hat sich verändert, es sind
neue Religionen hinzugekommen, erst das Judentum im 13. Jahrhundert und dann im 18.
Jahrhundert der Islam. Und nun wollen wir mit diesen beiden Religionen etwas machen,
was die Menschen heute anspricht.“
Und das sollte gerade in Berlin einen
Religionsbezug haben, findet der evangelische Pfarrer:
„Berlin ist eine
sehr säkulare Stadt, in der nur noch 20 Prozent zur Kirche gehören. Es geht uns darum,
in so einer Stadt, in der die meisten Menschen offiziell religionslos leben, als Religionsvertreter
ein positives Zeichen zu setzen. Das ist der Kern unseres Anliegens.“ Insgesamt
43,5 Millionen Euro Spendengelder sind nötig, um das ehrgeizige Projekt zu finanzieren.
Die Grundsteinlegung soll erfolgen, sobald die ersten zehn Millionen zur Verfügung
stehen, voraussichtlich im kommenden Jahr. Jeder Unterstützer kann seinen eigenen
Ziegelstein im Wert von zehn Euro für das „House of one“ spenden. Zu den Unterstützern
des Projektes zählen schon jetzt zahlreiche Prominente aus Politik, Wirtschaft und
Kultur.