Pakistan: Fall Asia Bibi aus dem Gerichtskalender gestrichen
Die erste Verhandlung im Berufungsprozess für die wegen „Blasphemie“ verurteilte Asia
Bibi findet nicht wie vorgesehen an diesem Dienstag statt, sondern wurde auf unabsehbare
Zeit aus dem Gerichtskalender gestrichen. Dies teilen die Anwälte der Angeklagten
mit. Naeem Shakir, einer der Anwälte, die Asia Bibi vertreten, ist enttäuscht: „Der
Fall war für diesen Dienstag auf dem Verhandlungskalender eingetragen, von wo er plötzlich
verschwunden ist. Wir wissen nicht warum. Ich kann dazu nur sagen: was hier passiert
ist nicht normal.“ Die Anwälte warten nun auf eine offizielle Begründung der Verwaltung
des Hohen Gerichts in Lahore und Aufklärung des Vorgehens, aufgrund dessen einem unschuldigen
Opfer weiteres Unrecht widerfährt. Verbittert und enttäuscht sind auch die Angehörigen
von Asia Bibi. Die Angeklagte selbst, die sich in der Frauenvollzugsanstalt in Multan
aufhält, werde in den kommenden Tagen über die jüngsten Entwicklungen informiert werden,
so die Anwälte.
Asia Noreen Bibi wurde am 19. Juni 2009 auf der Grundlage des
Artikels 295c des pakistanischen Strafrechts (Beleidigung des Propheten Mohammed)
der Blasphemie beschuldigt und von dem muslimischen Mullah Qari Muhammad Sallam bei
der Polizei in Nankana Shahib angezeigt. Nach ersten Ermittlungen legte die Polizei
am 12. Juli einen Bericht beim zuständigen Gericht in Nankana Sahib vor, wo der Richter
Naveed Iqbal das Urteil aussprach: Asia wurde am 8. November 2010 in erster Instanz
zum Tode verurteilt.
Das Berufungsverfahren wurde beim Berufungsgericht in
Lahore bereits am 11. November 2010 bewilligt. Doch erst vier Jahre später wurde beim
Hohen Gericht die Verhandlung anberaumt. Der Ausgang ist angesichts des wiederholten
Aufschubs der ersten Verhandlung bis heute unklar.