Hier lesen Sie den Volltext der ersten Ansprache des Papstes im jordanischen Amman
in der offiziellen deutschen Übersetzung.
Majestäten, Exzellenzen, liebe
Mitbrüder im bischöflichen Dienst, liebe Freunde,
ich danke Gott, dass
ich auf den Spuren meiner Vorgänger, Pauls VI., Johannes Pauls II. und Benedikts XVI.,
das Haschemitische Königreich Jordanien besuchen kann, und ich danke Seiner Majestät
König Abdullah II. für seinen herzlichen Willkommensgruß, in lebendiger Erinnerung
an die jüngste Begegnung im Vatikan. Ich schließe in meinen Gruß die Mitglieder der
königlichen Familie, die Regierung und das Volk Jordaniens ein, eines geschichtsträchtigen
Landes von großer religiöser Bedeutung für das Judentum, das Christentum und den Islam.
Dieses Land bietet einer großen Zahl von Flüchtlingen aus Palästina, dem Irak
und anderen Krisengebieten, besonders aus dem benachbarten Syrien, das von einem schon
allzu lange andauernden Konflikt erschüttert wird, eine großherzige Aufnahme. Diese
Aufnahme verdient die Würdigung und die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft.
Die katholische Kirche will sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Hilfe für die
Flüchtlinge und die Notleidenden engagieren, vor allem durch die Caritas Jordanien.
Während ich voll Schmerz das Andauern starker Spannungen im Nahen Osten feststelle,
danke ich den Verantwortlichen des Königreichs für das, was sie tun, und ermutige
sie, sich weiterhin in der Suche nach dem ersehnten dauerhaften Frieden für die gesamte
Region zu engagieren; zu diesem Zweck wird eine friedliche Lösung der syrischen Krise
wie auch eine gerechte Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt äußerst
notwendig und dringend.
Ich nehme diese Gelegenheit wahr, um erneut meinen
tiefen Respekt und meine Achtung für die muslimische Gemeinschaft kundzutun und meine
Wertschätzung für die Führungsrolle zu bezeigen, die Seine Majestät der König in der
Förderung eines angemesseneren Verständnisses der vom Islam verkündeten Tugenden und
eines friedvollen Zusammenlebens unter den Anhängern der verschiedenen Religionen
wahrnimmt. Ich spreche Jordanien meinen Dank aus für die Unterstützung verschiedener
bedeutender Initiativen zugunsten des interreligiösen Dialogs zur Förderung des Verständnisses
zwischen Juden, Christen und Muslimen, darunter die „Interreligiöse Botschaft von
Amman“, sowie dafür, dass es innerhalb der UNO das jährliche Begehen der „Woche der
interreligiösen Harmonie“ gefördert hat.
Nun möchte ich einen herzlichen Gruß
an die christlichen Gemeinschaften richten, die seit der Zeit der Apostel im Land
anwesend sind und ihren Beitrag zum Gemeinwohl der Gesellschaft leisten, in die sie
voll und ganz integriert sind. Obwohl sie heute zahlenmäßig in der Minderheit sind,
haben sie die Möglichkeit, durch Schulen und Krankenhäuser eine qualifizierte und
geschätzte Tätigkeit auf dem Gebiet des Erziehungs- und Gesundheitswesens auszuüben,
und können in Ruhe ihren Glauben bekennen, unter Achtung der Religionsfreiheit. Diese
ist ein fundamentales Menschenrecht, und ich wünsche von Herzen, dass es in allen
Teilen des Nahen Ostens und der ganzen Welt eine große Anerkennung finde. Es »umfasst
auf persönlicher wie auf gemeinschaftlicher Ebene sowohl die Freiheit, in religiösen
Dingen dem eigenen Gewissen zu folgen, als auch die Freiheit der Religionsausübung
… die Freiheit … die Religion zu wählen, die man für die wahre hält, und den eigenen
Glauben öffentlich zu bekunden« (BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Ecclesia in Medio Oriente, 26). Die Christen fühlen sich als vollberechtigte Bürger
und sind es, und sie wollen sich gemeinsam mit ihren muslimischen Mitbürgern am Aufbau
der Gesellschaft beteiligen, indem sie ihren eigenen spezifischen Beitrag leisten.
Schließlich wünsche ich in besonderer Weise Frieden und Wohlergehen dem Königreich
Jordanien und seinem Volk und verbinde damit die Hoffnung, dass dieser Besuch dazu
beitragen möge, gute und herzliche Beziehungen zwischen Christen und Muslimen zu stärken
und zu fördern.
Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Empfang. Der allmächtige
und barmherzige Gott gewähre Euren Majestäten Glück und ein langes Leben und schenke
Jordanien reichen Segen. Salam!