Flüchtlinge im Nahen Osten: „Sie erinnern sich an Lampedusa“
Bereits die erste
Reise von Papst Franziskus im vergangenen Jahr hat eines der Themen in den Fokus gerückt,
das dem Papst offenbar sehr am Herzen liegt: Flüchtlinge. Und so hat auch der erste
Tag der Papstreise hier einen Schwerpunkt, wie dann auch der zweite. Der Papst trifft
Flüchtlinge. Neben den Flüchtlingen aus Syrien, die Aufmerksamkeit bekommen, gibt
es aber noch weitere, versteckte, wie Pater David Neuhaus berichtet. Er ist Vikar
des lateinischen Patriarchen in Jerusalem für die Katholiken hebräischer Sprache.
Seine Gemeinde kümmert sich um die Menschen, die weder arabische Christen noch europäische
Gastarbeiter sind.
„In diesem Teil der Gesellschaft, die an den Rändern
in großer Armut lebt, gibt es noch einmal ganz besonders Arme, die meistens über die
Sinai-Halbinsel nach Israel geflohen sind und gedacht haben, dass man sie als Flüchtlinge
aufnehmen würde. Aber Israel akzeptiert so gut wie keine Flüchtlinge. Sie sind Asylsuchende
ohne die Rechte, die normalerweise Flüchtlinge bekommen. Die meisten sind Afrikaner,
im Augenblick sind ungefähr 50.000 hier, die meisten – 35.000 – sind Eritreer. Es
gibt auch viele Sudanesen hier, aber 2012 gab es viele Deportationen dieser Menschen.“
Diese
Menschen lebten vor allem in den jüdischen Siedlungen und nicht unter den übrigen
Christen, die vor allem palästinensisch sind, berichtet Jesuitenpater Neuhaus. Zuerst
habe sich seine Gemeinschaft also um religiöse Bedürfnisse dieser Christen in jüdischem
Umfeld gekümmert.
„Indem wir uns darum gekümmert haben, sind wir zuerst
auf das Gebiet der Erziehung gekommen, denn sie haben ja Kinder. Das wiederum hat
uns in ihre Alltagswelt geführt. 2007 haben die Flüchtlingsströme aus Afrika begonnen.
Das Drama, das sich im Augenblick abspielt, ist dass vor allem die jungen Männer auf
der Straße festgenommen werden und in ein großes Lager mitten in der Negev-Wüste transportiert
werden. Israel sagt, dass das kein Gefängnis ist und sie können wirklich heraus und
herein, aber sie werden drei mal pro Tag gezählt und das Lager ist in der Wüste. Das
Lager ist übervoll und die Bedingungen sind furchtbar. Essen und medizinische Versorgung
sind schlecht, das Schlimmste ist aber, dass es nichts zu tun gibt.“
Drogen
und Alkoholismus seien die Folge. Pater Neuhaus berichtet auch davon, dass sich die
Gesellschaft Israels immer mehr gegen diese Asylsuchenden abschließe, zuerst sei die
Sprache härter geworden, dann würden sie ausgebeutet, weil sie rechtlos seien. Die
unterprivilegierten Juden haben Angst vor diesem Zuwachs billiger Arbeit, Gewalt sei
oft die Folge. Und immer werde sie den Afrikanern zur Last gelegt.
„Die
Migranten wissen sehr genau, wer sie hier besuchen wird. Sie wissen sehr wohl, dass
Papst Franziskus ein großes Herz für Migranten hat. Sie erinnern sich sehr wohl an
seine Reise nach Lampedusa und daran, dass dem Papst das Schicksal der Migranten wichtig
ist. Sie wissen, dass der Papst immer sehr solidarisch mit diesem Leiden ist.“
Und
so werden auch Eritreer dabei sein, wenn der Papst in Bethlehem die Messe feiert.
Die Besuche des Papstes in Jordanien und Palästina gelten also natürlich den Menschen,
die dort in Lagern leben. Darüber hinaus gelten sie allen Flüchtlingen in dieser Region,
in der es so viele von ihnen gibt.