Im Fall des vor 21 Jahren ermordeten Erzbischofs von Guadalajara, Juan Jesus Posadas
Ocampo, drängt Mexikos Kirche die Justiz zurAufklärung. Das mexikanische Volk sei
„unruhig“ darüber, noch immer nicht die Wahrheit über den Vorfall zu erfahren, erklärte
der Vorsitzende der mexikanischen Bischofskonferenz, Jose Francisco Robles Ortega,
bei einer Buchpräsentation in Rom. Am 23. Mai 1993 wurde Kardinal Posadas Ocampo auf
einem Parkplatz des Flughafens von Mexikos zweitgrößter Stadt mit 14 Schüssen aus
nächster Nähe ermordet. Mitglieder des mexikanischen Drogenkartells und der Geheimdienst
machten einander für das Attentat verantwortlich, die Regierung sprach vom „zufälligen
Opfer einer Schießerei“, während die Kirche von einem Komplott ausgeht. Zu einer Verurteilung
kam es bisher nicht - obwohl die Tat tagsüber und vor mehreren Dutzend Zeugen verübt
wurde.
Das Drängen auf die Klärung des Falles geschehe nicht aus Rachegefühlen,
sondern aus dem „Wunsch nach einem Leben in Frieden, Einheit und auf Basis von Wahrheit
und Gerechtigkeit“, betonte Robles Ortega. Seinen ermordeten Vorgänger bezeichnete
er als „Märtyrer“, wenngleich nicht geklärt sei, ob das Attentat von Glaubenshass
motiviert war. Durchaus bestehe in Mexiko die Absicht, ein Seligsprechungsverfahren
in die Wege zu leiten, zuerst müsse jedoch der Hergang des Verbrechens aufgearbeitet
werden, betonte der Erzbischof.