2014-05-18 10:56:07

Jordanien erwartet den „Papst des Friedens und der Armen“


RealAudioMP3 Gemeinsames Ziel Jordaniens und des Heiligen Stuhls ist, die Präsenz der Christen im Nahen Osten zu garantieren und die christlich-arabische Identität dort zu erhalten. Das unterstreicht knapp eine Woche vor der Papstreise ins Heilige Land P. Ri’fat Bader, Sprecher der jordanischen Kirche, im Interview mit Radio Vatikan. Die erste Station der insgesamt dreitägigen Papstreise wird am kommenden Samstag die jordanische Hauptstadt Amman sein.


„Der Exodus der Christen aus dem Nahen Osten schadet nicht nur den christlichen Gemeinschaften, sondern auch der muslimischen Bevölkerung, denn das jordanische Königshaus und viele andere Muslime bemühen sich gerade darum, ein positives Bild des Islam zu fördern – als Religion, die die anderen Glaubensrichtungen respektiert. Und das ist ein Ziel und eine Sorge, die der Heilige Stuhl und Jordanien gemeinsam haben und die auf dieser bedeutenden Reise angesprochen werden.“

Jordanien gilt als ein Vorzeigeland unter den muslimisch dominierten Staaten, was das Bemühen um Dialog und friedliches Zusammenleben mit den Christen in der Region angeht. Dabei kooperiert das Land mit dem Heiligen Stuhl; so wurde vor wenigen Tagen erst ein gemeinsamer Appell des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog und Vertretern des Institutes für Interreligiöse Studien von Amman vorgebracht, in dem man sich für die Freilassung der geraubten Mädchen in Nigeria und für eine Erziehung zum Frieden aussprach. Den Papstbesuch in Jordanien sieht P. Ri’fat als Ermutigung, um auf dem Weg der guten Beziehungen weiterzugehen.


Besuch vier verschiedener Päpste in 50 Jahren


„Die Bedeutung der Reise ist eng mit den zwei großen Jubiläen verknüpft, die wir dieses Jahr feiern. Zunächst einmal das 50-Jahr-Jubiläum des Besuches von Papst Paul VI.. In der Tat wird Franziskus‘ Besuch der vierte eines Papstes im Königreich Jordanien sein. So wird am kommenden 24. Mai unser Land das einzige in der Welt sein, das in den letzten 50 Jahren die Besuche vier verschiedener Päpste gesehen hat. Das macht Jordanien sehr stolz, und es ist eine Ermutigung für uns, die guten Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl weiter zu fördern. Und zweitens feiern wir in diesem Jahr das 20-Jahr-Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1994 zwischen Jordanien und dem Heiligen Stuhl. Zwei Jubiläen, die das gute Verhältnis beider Staaten unterstreichen.“


Ein Programmpunkt auf der Etappe der Papstreise in Jordanien ist die Begegnung mit Flüchtlingen und Jugendlichen mit Behinderung an der Taufstelle Jesu am Fluss Jordan. In Jordanien hielten sich derzeit 1.300.000 syrische Flüchtlinge auf, so P. Ri’fat. Hinzu kämen tausende irakische und palästinensische Flüchtlinge, die wieder in ihre Heimatregionen zurückkehren wollten - keine leichte Situation. Diese Herausforderung werde der Aufnahmebereitschaft des Landes aber keinen Abbruch tun, hofft Pater Ri’fat.


Jordanien will gastfreundlich bleiben

„Jordanien ist immer noch für seine Gastfreundschaft und Offenheit bekannt und wird das auch weiterhin sein. Diesen Aspekt hatte ja Papst Johannes Paul II. in Amman am 20. März 2000 betont. Diese beiden Werte erfordern aber viel Einsatz, unser Land muss dafür einen hohen Preis zahlen. Jordanien ist ein kleiner Staat in einer wirtschaftlich schwierigen Situation, der unter der Instabilität der Region leidet. Hinzu kommt die Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge, einige in Flüchtlingslagern, andere außerhalb solcher Lager. Wir helfen allen Menschen, allen heiligen Kreaturen des Schöpfers. Und das Zeichen für diesen kostbaren Beitrag der Kirche wird hier die Begegnung des Papstes mit den Kranken und Flüchtlingen am kommenden Samstag sein. Es werden viele Muslime in die lateinische Kirche von ,Bethanien jenseits des Jordan‘ kommen. Doch der Papst wird nicht dort sein, um sie zu bekehren, sondern um ihnen die Liebe Gottes zu zeigen, die Liebe Jesu Christi für alle.“

Gebet für Frieden in Nahost


Die jordanischen Christen seien „glücklich und stolz“, Franziskus in ihrem Land empfangen zu können. Für sie sei dieser Papst „der Papst der Armen“ und zugleich „der Papst der Gerechtigkeit und des Friedens, der viel dafür in Syrien, im Irak und in der ganzen Welt betet“, erzählt Pater Ri’fat. Eindruck hat hier wohl vor allem die Gebets- und Fasteninitiative hinterlassen, die Franziskus für den Nahen Osten lancierte. Deshalb ließen es sich auch viele Gläubige der arabischen Welt nicht nehmen, Franziskus während der Papstreise zu sehen, die Begegnung werde ein „internationales Fest“ werden. Für die große Messe mit dem Papst in Amman am Samstagnachmittag erwarte man ein bis auf den letzten Platz gefülltes Stadion, mit Familien aus Jordanien, Syrien und dem Irak. 70.000 Eintrittskarten seien gedruckt worden, zudem erwarte man viel Andrang rund um die Anlage herum und entlang der Straßen. Im Mittelpunkt der Papstreise werde das Gebet stehen, so der Pater:


„Erster Vorsatz des gesamten Nahen Ostens muss in der Tat sein, zusammen mit dem Papst für Frieden und Gerechtigkeit in der ganzen Region zu beten, um alle Bevölkerungen zusammenzuhalten und unseren geliebten Ländern, die immer noch leiden, wieder Stabilität zu bringen. Wir wissen, dass Franziskus von Jordanien aus direkt nach Bethlehem reisen wird, wo er für Frieden in Palästina und zwischen den Palästinensern und Israelis beten wird. Das muss das erste Ergebnis dieser Reise sein: sie muss Früchte für den Frieden, die Stabilität und die innere Ruhe in unser Region bringen.“

(rv 18.05.2014 pr)








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