Jordanien erwartet den „Papst des Friedens und der Armen“
Gemeinsames Ziel Jordaniens
und des Heiligen Stuhls ist, die Präsenz der Christen im Nahen Osten zu garantieren
und die christlich-arabische Identität dort zu erhalten. Das unterstreicht knapp eine
Woche vor der Papstreise ins Heilige Land P. Ri’fat Bader, Sprecher der jordanischen
Kirche, im Interview mit Radio Vatikan. Die erste Station der insgesamt dreitägigen
Papstreise wird am kommenden Samstag die jordanische Hauptstadt Amman sein.
„Der
Exodus der Christen aus dem Nahen Osten schadet nicht nur den christlichen Gemeinschaften,
sondern auch der muslimischen Bevölkerung, denn das jordanische Königshaus und viele
andere Muslime bemühen sich gerade darum, ein positives Bild des Islam zu fördern
– als Religion, die die anderen Glaubensrichtungen respektiert. Und das ist ein Ziel
und eine Sorge, die der Heilige Stuhl und Jordanien gemeinsam haben und die auf dieser
bedeutenden Reise angesprochen werden.“
Jordanien gilt als ein Vorzeigeland
unter den muslimisch dominierten Staaten, was das Bemühen um Dialog und friedliches
Zusammenleben mit den Christen in der Region angeht. Dabei kooperiert das Land mit
dem Heiligen Stuhl; so wurde vor wenigen Tagen erst ein gemeinsamer Appell des Päpstlichen
Rates für Interreligiösen Dialog und Vertretern des Institutes für Interreligiöse
Studien von Amman vorgebracht, in dem man sich für die Freilassung der geraubten Mädchen
in Nigeria und für eine Erziehung zum Frieden aussprach. Den Papstbesuch in Jordanien
sieht P. Ri’fat als Ermutigung, um auf dem Weg der guten Beziehungen weiterzugehen.
Besuch
vier verschiedener Päpste in 50 Jahren
„Die Bedeutung
der Reise ist eng mit den zwei großen Jubiläen verknüpft, die wir dieses Jahr feiern.
Zunächst einmal das 50-Jahr-Jubiläum des Besuches von Papst Paul VI.. In der Tat wird
Franziskus‘ Besuch der vierte eines Papstes im Königreich Jordanien sein. So wird
am kommenden 24. Mai unser Land das einzige in der Welt sein, das in den letzten 50
Jahren die Besuche vier verschiedener Päpste gesehen hat. Das macht Jordanien sehr
stolz, und es ist eine Ermutigung für uns, die guten Beziehungen mit dem Heiligen
Stuhl weiter zu fördern. Und zweitens feiern wir in diesem Jahr das 20-Jahr-Jubiläum
der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1994 zwischen Jordanien und dem Heiligen
Stuhl. Zwei Jubiläen, die das gute Verhältnis beider Staaten unterstreichen.“
Ein Programmpunkt auf der Etappe der Papstreise in Jordanien ist die Begegnung
mit Flüchtlingen und Jugendlichen mit Behinderung an der Taufstelle Jesu am Fluss
Jordan. In Jordanien hielten sich derzeit 1.300.000 syrische Flüchtlinge auf, so P.
Ri’fat. Hinzu kämen tausende irakische und palästinensische Flüchtlinge, die wieder
in ihre Heimatregionen zurückkehren wollten - keine leichte Situation. Diese Herausforderung
werde der Aufnahmebereitschaft des Landes aber keinen Abbruch tun, hofft Pater Ri’fat.
Jordanien
will gastfreundlich bleiben
„Jordanien ist immer noch für seine
Gastfreundschaft und Offenheit bekannt und wird das auch weiterhin sein. Diesen Aspekt
hatte ja Papst Johannes Paul II. in Amman am 20. März 2000 betont. Diese beiden Werte
erfordern aber viel Einsatz, unser Land muss dafür einen hohen Preis zahlen. Jordanien
ist ein kleiner Staat in einer wirtschaftlich schwierigen Situation, der unter der
Instabilität der Region leidet. Hinzu kommt die Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge,
einige in Flüchtlingslagern, andere außerhalb solcher Lager. Wir helfen allen Menschen,
allen heiligen Kreaturen des Schöpfers. Und das Zeichen für diesen kostbaren Beitrag
der Kirche wird hier die Begegnung des Papstes mit den Kranken und Flüchtlingen am
kommenden Samstag sein. Es werden viele Muslime in die lateinische Kirche von ,Bethanien
jenseits des Jordan‘ kommen. Doch der Papst wird nicht dort sein, um sie zu bekehren,
sondern um ihnen die Liebe Gottes zu zeigen, die Liebe Jesu Christi für alle.“
Gebet
für Frieden in Nahost
Die jordanischen Christen
seien „glücklich und stolz“, Franziskus in ihrem Land empfangen zu können. Für sie
sei dieser Papst „der Papst der Armen“ und zugleich „der Papst der Gerechtigkeit und
des Friedens, der viel dafür in Syrien, im Irak und in der ganzen Welt betet“, erzählt
Pater Ri’fat. Eindruck hat hier wohl vor allem die Gebets- und Fasteninitiative hinterlassen,
die Franziskus für den Nahen Osten lancierte. Deshalb ließen es sich auch viele Gläubige
der arabischen Welt nicht nehmen, Franziskus während der Papstreise zu sehen, die
Begegnung werde ein „internationales Fest“ werden. Für die große Messe mit dem Papst
in Amman am Samstagnachmittag erwarte man ein bis auf den letzten Platz gefülltes
Stadion, mit Familien aus Jordanien, Syrien und dem Irak. 70.000 Eintrittskarten seien
gedruckt worden, zudem erwarte man viel Andrang rund um die Anlage herum und entlang
der Straßen. Im Mittelpunkt der Papstreise werde das Gebet stehen, so der Pater:
„Erster
Vorsatz des gesamten Nahen Ostens muss in der Tat sein, zusammen mit dem Papst für
Frieden und Gerechtigkeit in der ganzen Region zu beten, um alle Bevölkerungen zusammenzuhalten
und unseren geliebten Ländern, die immer noch leiden, wieder Stabilität zu bringen.
Wir wissen, dass Franziskus von Jordanien aus direkt nach Bethlehem reisen wird, wo
er für Frieden in Palästina und zwischen den Palästinensern und Israelis beten wird.
Das muss das erste Ergebnis dieser Reise sein: sie muss Früchte für den Frieden, die
Stabilität und die innere Ruhe in unser Region bringen.“