2014-05-16 15:13:56

Ukraine: Bischof der Ostukraine für EU-Hilfe


Die EU muss in der Lösung der Ukraine-Krise aktiver werden. Das sagte der ukrainische Caritasbischof Stanislaw Szyrokoradiuk am Freitag gegenüber „Kathpress“. Die Unterstützung aus Europa sei für die Ukraine „immens wichtig“, wobei die EU nicht bloß Verluste auf materieller Ebene zu fürchten habe, sondern vor allem den Verlust des Friedens, so der Bischof. Er war im April von Papst Franziskus zum Leiter der die gesamte Ostukraine umfassenden Diözese des lateinischen Ritus mit Sitz in Charkiw betraut worden.

Im Interview hob Szyrokoradiuk die gut funktionierende Ökumene in der Ukraine hervor. Russland wünsche zwar ein instabiles Verhältnis zwischen den Kirchen des Landes und stelle dies so dar, tatsächlich verlaufe deren Zusammenarbeit aber „sehr gut“ und äußerst unproblematisch. Als Folge der enormen Preissteigerungen etwa für Gas und Lebensmittel habe sich die soziale Lage in der Ukraine rasant verschlechtert, berichtete Szyrokoradiuk. Die Caritas sei im Dauereinsatz für die am meisten Bedürftigen, wobei derzeit besonders Medikamente, Lebensmittel, Kleidung und psychologische Hilfe benötigt würden. „Wir brauchen jede Unterstützung“, so der Bischof, der zugleich für die bisherige Hilfe aus dem Westen dankte.

Schwer enttäuscht zeigte sich der Bischof vom ersten „Runden Tisch“ am Mittwoch in Kiew, bei dem er die römisch-katholische Kirche vertreten hatte. Konflikte könnten hier seiner Einschätzung nach niemals gelöst werden, hätten sich die teilnehmenden Politiker doch wie bei einem „Redewettbewerb“ verhalten. „Zumindest gab es so die Möglichkeit, zu bestimmten Themen zu sprechen“, so Szyrokoradiuk, der auch die Gelegenheit der Meinungsäußerung für die Kirchen hervorhob. Hoffnungen, dass die in der Stadt Donezk geplante Fortsetzung des von Übergangspräsident Arsenij Jazenjuk einberufenen Gesprächs der Konfliktparteien Ergebnisse bringe, habe er jedoch nicht.

Während die Kirchen bei den Protesten auf dem Kiewer Maidan-Platz durch ihre Präsenz und Friedensappelle wesentlich zu einem friedlichen Verlauf beigetragen hätten, sei ihr Einfluss in den nunmehr umkämpften Regionen äußerst gering, erklärte der Bischof. In der überwiegend atheistisch geprägten Ostukraine sei die Kriminalität besonders hoch und das Sagen hätten allein Russland und Finanzoligarchen. Szyrokoradiuk: „Die Stimme der Kirche - besonders der katholischen - bedeutet hier nichts“. Die weitere politische Entwicklung in den Separatisten-Regionen Lugansk oder Donezk hänge vor allem von Russland ab, wobei Vorhersagen derzeit kaum möglich seien.

(kap 16.05.2014 mg)








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