2014-05-14 15:03:06

Pakistan: Blasphemie überall


Im Distrikt Jhang, in der Provinz Punjab, wurden 68 größtenteils schiitische Anwälte wegen Blasphemie verklagt. Sie hatten vergangene Woche zu Protesten gegen einen Polizeibeamten aufgerufen. Die Juristen sollen
den Kalifen Umar bin Khattab, einen Gefährten des Propheten Mohammed, beleidigt haben. Das geht aus der Anklageschrift hervor, die auf Initiative eines sunnitischen Religionsführers eingereicht wurde. Die Anwälte forderten bei ihrer Protestkundgebung die Entlassung des örtlichen Polizeichefs Umar Daraz, der einen ihrer Kollegen grundlos inhaftiert und verprügelt haben soll. Da Daraz denselben Namen trägt wie der Kalif, hätten die Anwälte den Gefährten des Propheten beleidigt, indem sie seinen Namen riefen. Gegen den Missbrauch des Blasphemieparagraphen protestieren die Anwälte mit einem dreitägigen Streik, der so lange andauern soll, bis die Anklage zurückgezogen wird.

Der Leiter der Justitia-et-Pax-Kommission der Pakistanischen Bischofskonferenz, Pater Yousaf Emmanuel, erklärt gegenüber dem Fidesdienst, seiner Ansicht nach könne der Fall schnell geklärt werden. „Es ist anders, wenn ein Christ betroffen ist: in diesen Fällen kommt es zu Morden und Massenübergriffen, ohne dass die Möglichkeit oder das Recht zur Verteidigung besteht.“

Die Anklagen wegen Blasphemie nahmen in den vergangenen zehn Jahren zu, wie aus einem aktuellen Bericht des „Center for Research and Security Studies” mit Sitz in Islamabad hervorgeht. Demnach gab es 2011 insgesamt 80 Anklagen, während es 2001 nur eine war. Der so genannte „Blasphemie-Paragraph” wurde in zum Teil während der Regierungszeit des islamistischen Diktators Zia-ul-Haq (1978-1988) in den Jahren 1984 und 1986 verabschiedet.

(fides 14.05.2014 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.