Eine hochschwangere Christin soll wegen Ehebruch und Religionswechsel hingerichtet
werden. Die Gesellschaft für bedrohte Völker machte am Dienstag auf diesen Fall eines
Todesurteils aufmerksam, das eine Politik zunehmender Islamisierung im Sudan zeige.
Nach der Entbindung drohen der 27-jährigen Frau den Angaben zufolge hundert Peitschenhiebe
sowie die anschließende Hinrichtung. Laut Pressemeldung der Gesellschaft für bedrohte
Völker wurde die junge Ärztin Meriam Yahia Ibrahim vergangenen Februar gemeinsam mit
ihrem 20 Monate alten Sohn inhaftiert. Obwohl sie in einer christlichen Familie aufgewachsen
und mit einem Christen verheiratet sei, wurde sie von dem El-Haj-Yousif Strafgericht
in Khartum verurteilt. Ihre Mutter sei orthodoxe Christin aus Äthiopien, doch der
Vater muslimischer Sudanese. Nach islamischen Recht gehört sie als Tochter eines Muslims
den Islam an und gilt als nicht verheiratet, weil Ehen mit Christen ungültig sind.
Der Fall der Frau mache deutlich, so der Afrikareferent Ulrich Delius, wie
schwierig die Lage für Christen im Sudan geworden sei. Während des 37-Jährigen Krieges
zwischen Nord- und Südsudan suchten viele Christen in Khartum Zuflucht. Seit der Ausrufung
der Unabhängigkeit des vorwiegend christlichen Südsudans 2011 setzt der Sudan auf
eine Islamisierung. Aus dem Südsudan stammende Christen werden gedrängt, den Sudan
zu verlassen.