Österreich: Pfarrer gratuliert, Orthodoxe sind verstimmt
Die Gesellschaft in ganz Europa wird immer mehr bereit, Menschen zu akzeptieren und
zu respektieren, so wie sie sind: Das ist für den Bad Mitterndorfer Pfarrer Michael
Unger die durchaus frohe Botschaft nach dem Erfolg des aus dem Ort stammenden Tom
Neuwirth. Dieser hat als bärtige „Conchita Wurst“ den Eurovisions-Songcontest gewonnen.
Die Gemeinde im steirischen Salzkammergut und gerade auch die Pfarrgemeinde hätten
sich nach dem Sensationssieg riesig gefreut, zumal Tom/Conchita dort bestens bekannt
sei: Mehrere Jahre lang sei der „schon damals sehr selbstbewusste“ Wirtsleute-Spross
als Sternsinger von Haus zu Haus gegangen und habe sein offenkundiges Talent für kirchliche
Entwicklungshilfeprojekte eingesetzt, so Pfarrer Unger.
Das deutliche Ergebnis
habe klargestellt, dass Europa auf Vielfalt setzt, und den Vertretern von Uniformität
eine Absage erteilt. Unger empfindet es „großartig, dass ein junger Bursch aus Bad
Mitterndorf einem Putin Contra gibt“. Er selbst - so der Geistliche - halte den Einsatz
für Ausgegrenzte für eine Haltung, die sich auch aus dem Evangelium ergibt. „Die Frage
ist nicht, ob einer schwul ist, sondern ob er ein guter Kerl ist“, meinte der Pfarrer.
Im Sonntagsgottesdienst habe er mit den Messbesuchern für Tom/Conchita gebetet, auf
den nun absehbar turbulente Zeiten zukommen. Er wünsche ihm, dass er seinen Erfolg
gut bewältigt und weiterhin Erfolg hat.
Kritik am ersten Eurovisions-Contest
kommt hingegen von der russisch-orthodoxen Kirche. Der Sprecher der Moskauer Patriarchates,
Wladimir Legoida, sprach am Montag von einer „Absage an die christliche Identität
der europäischen Kultur“. Es handele sich um ein weiteres Glied in der Kette der „kulturellen
Legitimierung von Lastern in der modernen Welt“. Die Anerkennung von Dingen, die in
der Bibel als „Abscheulichkeit“ bezeichnet würden, sei keine neue Entwicklung, so
Legoida. Sie dürfe nicht verharmlost werden. Die kulturelle Legitimierung des Phänomens
sei noch gefährlicher als die rechtliche, weil sie oft der Vorbote von Gesetzen sei.