2014-05-12 14:28:01

Österreich: Pfarrer gratuliert, Orthodoxe sind verstimmt


Die Gesellschaft in ganz Europa wird immer mehr bereit, Menschen zu akzeptieren und zu respektieren, so wie sie sind: Das ist für den Bad Mitterndorfer Pfarrer Michael Unger die durchaus frohe Botschaft nach dem Erfolg des aus dem Ort stammenden Tom Neuwirth. Dieser hat als bärtige „Conchita Wurst“ den Eurovisions-Songcontest gewonnen. Die Gemeinde im steirischen Salzkammergut und gerade auch die Pfarrgemeinde hätten sich nach dem Sensationssieg riesig gefreut, zumal Tom/Conchita dort bestens bekannt sei: Mehrere Jahre lang sei der „schon damals sehr selbstbewusste“ Wirtsleute-Spross als Sternsinger von Haus zu Haus gegangen und habe sein offenkundiges Talent für kirchliche Entwicklungshilfeprojekte eingesetzt, so Pfarrer Unger.

Das deutliche Ergebnis habe klargestellt, dass Europa auf Vielfalt setzt, und den Vertretern von Uniformität eine Absage erteilt. Unger empfindet es „großartig, dass ein junger Bursch aus Bad Mitterndorf einem Putin Contra gibt“. Er selbst - so der Geistliche - halte den Einsatz für Ausgegrenzte für eine Haltung, die sich auch aus dem Evangelium ergibt. „Die Frage ist nicht, ob einer schwul ist, sondern ob er ein guter Kerl ist“, meinte der Pfarrer. Im Sonntagsgottesdienst habe er mit den Messbesuchern für Tom/Conchita gebetet, auf den nun absehbar turbulente Zeiten zukommen. Er wünsche ihm, dass er seinen Erfolg gut bewältigt und weiterhin Erfolg hat.

Kritik am ersten Eurovisions-Contest kommt hingegen von der russisch-orthodoxen Kirche. Der Sprecher der Moskauer Patriarchates, Wladimir Legoida, sprach am Montag von einer „Absage an die christliche Identität der europäischen Kultur“. Es handele sich um ein weiteres Glied in der Kette der „kulturellen Legitimierung von Lastern in der modernen Welt“. Die Anerkennung von Dingen, die in der Bibel als „Abscheulichkeit“ bezeichnet würden, sei keine neue Entwicklung, so Legoida. Sie dürfe nicht verharmlost werden. Die kulturelle Legitimierung des Phänomens sei noch gefährlicher als die rechtliche, weil sie oft der Vorbote von Gesetzen sei.

(kap/kna 12.05.2014 sk)








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