Papstpredigt: Auch heute noch gibt es so viele Herren über die Gewissen!
Auch heute gibt es
noch viele Herren über die Gewissen: Es werde im Namen Gottes getötet und eingekerkert,
nur weil man eine Bibel oder ein Kreuz trage. Darauf wies Papst Franziskus an diesem
Freitag in seiner Predigt während der Morgenmesse hin. Er habe geweint, als er davon
gehört habe, dass Christen sogar gekreuzigt würden, bekannte er. Vor einigen Tagen
war bekannt geworden, dass islamistische Terroristen im ostsyrischen Raqqa einige
Gefangene mit dieser Foltermethode getötet hatten.
Papst Franziskus stellte
die Erzählungen von Evangelium und Lesung gegenüber: In der Brotvermehrung zeige sich
die Sorge Jesu für die Menschen, ohne dass dieser zähle, Jesus habe keine Volkszählung
gemacht um zu erfahren, ob die Kirche gewachsen sei, sondern selbstlos und mit Vollmacht
gesprochen. Dem stehe die Eifersucht der religiösen Autoritäten jener Zeit gegenüber,
von der die Apostelgeschichte berichte: Sie konnten nicht ertragen, dass die Menschen
Jesu nachfolgten. Nur einer im Sanhedrin, dem Hohen Rat, habe sich für die Jünger
ausgesprochen, die übrigen waren getrieben von Eifersucht und Neid.
„Diese
mit ihren politischen Manövern, mit ihren kirchlichen Manövern, um das Volk weiter
zu beherrschen. So lassen sie die Apostel zu sich kommen, nachdem der weise Mann gesprochen
hatte. Sie rufen die Apostel zu sich und lassen sie geißeln: ‚Dann verboten sie ihnen,
im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei’ (Apg 5:40). ‚Irgendetwas müssen wir
mit ihnen machen, wir prügeln sie richtig und dann ab nach Hause’. Das war ungerecht,
so haben sie gehandelt. Sie waren die Herren über die Gewissen, und fühlten die Macht,
das tun zu können. Herren über die Gewissen... Auch heute gibt es auf der Welt viele
davon“.
Auch heute gebe es noch Menschen, die im Namen Gottes töten und
verfolgen. Und auch heute sehen wir viele, die sich wie die Apostel freuen, ‚dass
sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden’, wie die Apostelgeschichte
berichte. Das runde die drei Bilder ab, welche die Liturgie des Tages biete, so Papst
Franziskus.
„Das erste Bild: Jesus bei den Menschen, die Liebe, der Weg,
den er uns gelehrt hat und auf dem wir gehen müssen. Das zweite Bild: die Heuchelei
dieser religiösen Anführer des Volkes, die das Volk mit diesen vielen Geboten gefangen
hielten, mit einer kalten und harten Gesetzlichkeit. Das dritte Bild: die Freude der
christlichen Märtyrer, die Freude so vieler unserer Schwestern und Brüder, welche
die Geschichte hindurch diese Freude gespürt haben, diese Freude, gewürdigt worden
zu sein, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden. Von ihnen gibt es heute so viele!
Denkt daran, dass man in einigen Ländern allein deshalb eingesperrt wird, weil man
eine Bibel besitzt. Ein Kreuz darfst du nicht tragen: dafür musst du Strafe zahlen.
Doch das Herz ist froh. Diese drei Bilder: blicken wir auf sie heute. Das ist Teil
unserer Geschichte des Heils“.