Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland ärgert sich über
den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der Politiker hatte am Dienstag
Kritik des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck an der Menschenrechtslage in
der Türkei zurückgewiesen und dabei wörtlich geäußert: „Der deutsche Staatspräsident
denkt wohl, er sei immer noch ein Pastor.“ Das sei „hässlich“, so Erdogan. Gauck hatte
von 1967 bis 1990 als Pastor in Mecklenburg gewirkt.
Der Vorsitzende des Pfarrerverbandes,
Andreas Kahnt, wies Erdogans Kritik zurück. Gauck sei „aufgrund seiner Ordination“
tatsächlich immer noch Pastor, „selbst wenn seine Ordinationsrechte ruhen“. Vor allem
sei Gauck aber Christ. Aus diesem Verständnis denke und rede er, wie es allen Christen
aus evangelischer Sicht gut anstehe. Kahnt wörtlich: „Christliches Denken schließt
keinen Bereich gesellschaftlicher oder politischer Verhältnis aus.“ Außerdem schaue
Gauck als Präsident eines demokratischen Staates mit einem entsprechenden Grundverständnis
auf Politik und Gesellschaft: „Als authentische Person aufzutreten, ist weder unangemessen
noch ‚hässlich‘. Unangemessen ist aber in jedem Falle die Verbindung christlichen
Glaubens und Denkens mit dem Begriff ‚Hässlichkeit‘.“